Eine gewisse Erschöpfung nach dem Gedenkjahr 1914/2014 ist nicht zu verleugnen. Zwar erinnern vereinzelte Museen an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren, ein richtiger Schwerpunkt kristallisiert sich jedoch nicht heraus. Da ist es schon vielmehr Egon Schiele - vor 125 Jahren in Wien geboren -, der 2015 heraussticht. Das Leopold Museum, das um das in den USA beschlagnahmte Schiele-Gemälde "Bildnis Wally" lange prozessierte und es 2010 nach einem Vergleich mit den Erben zurückerhielt, widmet der Porträtierten mit "Wally Neuzil. Die Gefährtin Egon Schieles. Ein Frauenleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts" (ab 27. Februar) eine eigene Schau. Das Untere Belvedere rückt den weiblichen Einfluss auf die Kunst dann im Herbst mit "Klimt/Schiele/Kokoschka und die Frauen" (ab 22. Oktober) ins Licht.

Bereits im Frühjahr wagt man im Leopold Museum mit "Tracey Emin/Egon Schiele. Where I Want to Go?" eine interessante Querverbindung zu der skandalumwitterten britischen Künstlerin, die unter anderem mit der Installation ihres ungemachten Betts - die im Juli 2014 übrigens für 2,7 Millionen Euro in London versteigert wurde - Furore machte. Um Betten geht es auch im 21er Haus: Hier ist ab 30. Jänner "Schlaflos. Betten in der Geschichte und zeitgenössischen Kunst" programmiert. Auch hier fallen Namen wie Schiele und Emin, aber auch Damian Hirst, Lucian Freud oder Franz West sind vertreten.

Dass das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs nicht ganz untergeht, dafür sorgt die Nationalbibliothek - die im Frühjahr auch das Literaturmuseum eröffnet - mit der Schau mit dem programmatischen Titel "1945 - Zurück in die Zukunft. 70 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg." Im Linzer Nordico startet im April die Schau "Geteilte Stadt. Linz 1945-55", die Landesgalerie programmiert parallel "Aus der Sammlung: Kunst in Oberösterreich 1945-55", im Linzer Schlossmuseum steht die Sonderausstellung "befreit und besetzt. Oberösterreich 1945-1955" auf dem Programm. Auch das Landesmuseum NÖ widmet sich der Geschichte und präsentiert die Ausstellung "Kriegsschauplatz Niederösterreich" in St. Pölten.

Der historische Schwerpunkt liegt in Wien jedoch auf der Ringstraße: Das Jüdische Museum macht ab 25. März den Anfang und fragt: "Die Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard?" Am 11. Juni gesellt sich das Wien Museum mit der Schau "Der Ring - Pionierjahre einer Prachtstraße" dazu, am 3. Juli folgt das Untere Belvedere und widmet sich dem künstlerischen Einfluss des Rings: "Klimt und die Ringstraße". Parallel läuft in der Nationalbibliothek "Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit". Aus der zweiten Reihe berichtet die Secession in der Schau "Zu modern für die erste Reihe - Die Baugeschichte der Secession" (ab 19. März).

An der Ringstraße des Jahres 2015 widmet sich das Kunsthistorische Museum (KHM) den fantastischen Welten in der Renaissancekunst des Nordens ("Fantastische Welten. Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500", ab 17. März) und der Wanderlust des US-Künstlers Joseph Cornell (ab 20. Oktober). Im hinter dem KHM liegenden Museumsquartier gibt es 2015 neben den beiden genannten Leopold-Ausstellungen weitere Programm-Highlights wie "Ludwig Goes Pop" (ab 13. Februar) und "Mein Körper ist das Ereignis. Wiener Aktionismus und internationale Performance" (ab 6. März, beide im mumok), "Destination Wien 2015" (ab 17. April in der Kunsthalle Wien) sowie "Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler" (ab 19. März im Architekturzentrum). Als eines der Highlights in der Albertina, die 2015 "einen absoluten Zeichnungsschwerpunkt" setzt und bedeutende Strukturänderungen angekündigt hat, ist ab 30. Jänner "Degas, Cezanne, Seurat. Das Archiv der Träume aus dem Musée d'Orsay" zu sehen.