Ein Dreißigminüter, fünf Filmpreise: Der größte Erfolg für Florian Pochlatko ist aber, dass sein prämierter Kurzspielfilm „Erdbeerland“, der vom peinvollen Erwachsenwerden in der Provinz erzählt, auch regulär in den Kinos gelaufen ist. Der Film zum Ansehen:


Denn im Kosmos Kino, zwischen Kartenabriss und Abspann, ist seine Leidenschaft für Film verortet. „Das Kino ist ein Rückzugsort für mich“, sagt Pochlatko, während er an seiner Haube zieht. In den weichen Kinosesseln der Grazer Rechbauerstraße hat er, pubertär und hormongetränkt, im Kino der Filmproduktionsfamilie eine neue Welt entdeckt, in der er sich einnistete. Filme schauen, Filme machen. Seine Jugendjahre, in denen er Jim Jarmusch und Stanley Kubrick verehrte, sind filmisch dokumentiert, heute erheitern sie Familienfeste.

"Film ist für mich Ventil geworden"

Mit seinem Bruder spielte er James Bond nach, drehte Zombiefilme und kommentierte Talkshows. „Film ist für mich Ventil geworden.“ Lebens- und Überlebensstrategie. Der Wahlwiener geht gerne alleine ins Kino, in den denkmalgeschützten Saal des Metro, um von der ersten oder zweiten Reihe aus einzutauchen in seine Welt. Allein, aber mit anderen. Mit Ticket lösen statt downloaden, auswählen statt vorbeizappen.


Mit 28 Jahren und noch vor dem ersten Langspielfilm steht der Grazer an der Schwelle, ein großer heimischer Filmemacher zu werden. Von seinem Talent zeugen nicht nur die Preise wie der österreichische Filmpreis für den besten Kurzfilm, sondern erinnerungswürdige Musikvideos heimischer Bands wie Koenigleopold ("Heat the Water"), Fijuka ("From Now On") oder Bunny Lake.

An der Wiener Filmakademie studiert Pochlatko Regie unter Oscar-Preisträger und Akribie-Fan Michael Haneke. Er nähert sich Filmen anders als Haneke: persönlicher, intuitiver, szenischer. Über seinen Professor sagt er: „Er ist offen gegenüber Filmsprachen, die seiner nicht ähnlich sind.“

"Das Thema findet immer mich"

Seine Herangehensweise formuliert er so: „Ich will etwas ausdrücken.“ Bislang verhandelten seine Kurzfilme wie „Running Sushi“ oder „Erdbeerland“ Fragen der Identität, rückblickend waren sie manchmal auch Prophezeiung für sein echtes Leben. Kunst sei für ihn die Ahnung einer Gegenwelt. Oder der Versuch, sich selbst zu verstehen. Faustregel: „Das Thema findet immer mich.“ Fluchtversuche zwecklos.

Der Filmemacher über sich selbst:

Zehn Fragen an Florian Pochlatko:

1) Was braucht es, um berühmt zu werden?
Keine Ahnung. Ist das das Ziel? Nicht in erster Linie, es soll nicht um mich als Person gehen, sondern um meine Filme. Die sollen lange leben. Länger als ich.


2) Welche Schlagzeile würden Sie gerne einmal über sich lesen?
Scheiternder Filmemacher schwenkt roten Koffer.


3) Was wollten Sie als Kind werden?
Schauspieler.


4) Welche Superkräfte hätten Sie gerne?
Ich wäre gerne ein Formenwandler, ein Gummimensch. Und Fliegen wäre auch ganz gut. 


5) Was lesen Sie beim Frisör?
Ich gehe nicht zum Frisör. 


6) Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Entweder für ein eigenes Projekt oder wenn jemand es dringend brauchen würde. 


7) Ein Satz für die nächste Generation?
Hartnäckig bleiben und daran glauben. 


8) Wohin würden Sie mit dem roten Koffer gerne reisen?
Auf den Schlossberg reiten oder mit dem Raketenantrieb weiter auf den Schöckl.

© Jürgen Fuchs


9) Mit wem würden Sie gerne einmal arbeiten?
Mit Monika Vitti in den 1960ern oder mit Jack Nicholson in den 1970ern. 


10) Die schönste Reaktion auf Ihre Arbeit?
Ein Typ, mit dem ich im echten Leben nie ins Gespräch kommen würde, ist nach der Premiere zu mir gekommen und hat gesagt: Er habe fast zum Weinen angefangen. Lachen ist auch schön.