"Ich kann nicht fassen, dass es so plötzlich passiert ist", sagte der Maler Manfred Bockelmann zur APA über den Tod seines Bruders, der ihm einst mit dem Lied "Mein Bruder ist ein Maler" ein Denkmal gesetzt hat. Die Nachricht sei "ein großer Schock für die Familie". Tochter Jenny Jürgens ließ der dpa über ihr Management ausrichten, dass Schmerz und Traurigkeit groß seien. "Ihr ganzes Ansinnen gilt im Moment ihrer Familie."

Udo Jürgens sei in Gottlieben im Schweizer Kanton Thurgau bewusstlos zusammengebrochen, berichtete sein Management. Trotz sofortiger Wiederbelebungsmaßnahmen sei Jürgens im Krankenhaus von Münsterlingen um 16.25 Uhr an Herzversagen gestorben. "Nach den gemeinsamen triumphalen Konzerterfolgen der aktuellen Tournee sind alle erschüttert und fassungslos über den unerwarteten und plötzlichen Tod", hieß es in der Aussendung.

Erst vor knapp drei Wochen hatte Jürgens den Auftakt seiner Österreich-Tournee in der Salzburgarena gefeiert und dabei noch einen vitalen Eindruck hinterlassen. Sein Siegeszug als Solokünstler in der Musiklandschaft begann in den 1960er Jahren. Nach einigen kleineren Erfolgen fuhr er 1966 als Song-Contest-Sieger nach Hause. "Merci Cherie" macht ihn praktisch über Nacht zum Star. Es folgten unzählige Hits wie "Ein ehrenwertes Haus", "Griechischer Wein" oder "Es wird Nacht, Senorita".

Am 30. September 1934 in Klagenfurt geboren, lebte Jürgens seit 1977 in Zürich. 2007 nahm er auch die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Bis zuletzt hat Jürgens rund 1.000 Lieder komponiert, mehr als 50 Alben veröffentlicht und an die 100 Millionen Tonträger verkauft. Mit seiner Stimme, den Melodien zum Mitsingen und Mitdenken sowie seinem Charme hat Jürgens die Herzen von Millionen erobert. Entsprechend zeitigte die Nachricht von seinem Ableben in kürzester Zeit tausende schockierte bis dankbare Reaktionen im Internet.

Auch zahlreiche Künstler, Politiker, Sportler und Medienmanager kommentierten den Tod von Jürgens tief betroffen. "Jürgens war nicht nur ein Botschafter Österreichs in der Welt, sondern hat auch stets politische Haltung bewiesen, indem er sich immer für die Demokratie stark gemacht und nie seine Heimat Österreich vergessen hat", sagte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) sagte, der Sänger hätte am 27. Februar das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse" verliehen bekommen sollen.

Die Sängerin Conchita Wurst, die erste heimische Song-Contest-Siegerin seit dem Triumph von Jürgens, würdigte den Entertainer als einen "großartigen Künstler" und bedankte sich mit einem "Merci!" Der deutsche Sänger Udo Lindenberg schrieb von einem "schmerzlichen Verlust": "Es ist, als wäre ein Familienmitglied von uns gegangen." Fußballmanager Franz Beckenbauer schrieb auf Twitter von einer "schrecklichen Nachricht", Jazz-Trompeter Till Brönner schrieb bei Facebook: "Verneigung, lieber Udo!"

Während Jürgens in Österreich, Deutschland und der Schweiz von Politikern jeglicher Couleur betrauert und gewürdigt wurde ("ein Popstar und Mahner", "ein Unbeugsamer, der an sich und die Kraft seiner Lieder geglaubt hat"), änderte der ORF umgehend sein Abendprogramm und widmete dem Sänger einen Themenabend mit der Wiederholung der Geburtstagsgala von Ende September. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte Udo Jürgens als "eine historische Persönlichkeit". Auch ARD und ZDF würdigen die Legende am Montag.

Udo Jürgens, mit bürgerlichem Namen Udo Bockelmann, verband in seinen Liedern populäre Schlagermelodien mit anspruchsvollen Texten. Oft saß er auch selbst am Klavier. In Österreich wurde ihm der Berufstitel "Professor" verliehen. Seine Live-Auftritte, die er stets im weißen Bademantel beendete, waren legendär. Aus erster Ehe hat Jürgens die zwei Kinder John und Jenny. Zwei weitere Töchter stammen von zwei anderen Frauen.