Hieß Bencini (verstorben 1755) nun Pietro Paolo oder vielleicht doch Antonio? Und warum nur sind die Kompositionen des seinerzeit bedeutenden römischen Kirchenmusikers derart in Vergessenheit geraten? Zwei Fragen, auf die es keine Antwort zu geben scheint. Francesco Baroni, Leiter des Ensembles Gambe di Legno, hat die Manuskripte von "Gesu nato" - vom Komponisten als "Componimento pastorale" bezeichnet - im Archiv der Chiesa alla Fava in Venedig und im Archivio dei Padri Filippini in Chioggia ausfindig gemacht und in heutige Notenschrift gesetzt.

Ein Aufwand, der sich gelohnt hat. Zu hören ist ein kantatenartiges, heiteres, streckenweise beinahe opernhaftes Werk, das - nicht weiter überraschend - Vivaldi, Albinoni und Corelli näher steht als etwa Bach. Reizvolle, bisweilen kühne harmonische Wendungen, vitale Rhythmik, eine schön ausgedeutete emotionsreiche Klangsprache und stilistische Vorwegnahmen der Klassik, besonders in den Arien, zählen zu den Vorzügen von "Gesu nato". Bencini bzw. sein Librettist Gregorio Terribilini kommt ohne Evangelisten aus: Drei Hirten sind die Handlungsträger, aus deren Erleben die Geburt Christi kommentiert wird. Sonia Tedla Chebreab (Sopran), Raffaele Pe (Countertenor) und Alberto Allegrezza (Tenor) beeindrucken in den anspruchsvollen Solopartien.

Wenn man an diesem herzerwärmenden Abend dennoch kalte Füße bekam, lag das an der trotz Heizstäben, Decken und Pausenpunsch eiskalten Temperatur in der Kirche. Das sollte sich beim nächsten Festivalkonzert ändern, das den Untertitel "primavera" zugedacht bekommt und dementsprechend im Frühjahr stattfinden wird.