Jede hat ihr Binkerl zu tragen. So auch Gräfin Elsa von Közsnöm (Jeanette Hain). Sie leidet beispielsweise darunter, dass sie sich nicht im Spiegel betrachten kann. Weil sie eine Existenz als Vampirin zu führen hat. Und bekanntlich sehen sich die untoten Blutsauger im Spiegel nicht. Außerdem ist sie seit gut 500 Jahren mit Graf Geza von Közsnöm (Tobias Moretti) verheiratet, der ein richtiger Mann ist. Was so viel heißt wie: Komplimente kommen ihm nicht unaufgefordert über die Lippen.

Graf Geza wiederum nervt, dass seine Angetraute seit immer und ewig einfordert, er möge ihr (als Spiegelersatz) doch versichern, wie schön sie sei. Er ist schon so lebensüberdrüssig, dass er nicht einmal mehr kraftvoll zubeißen kann. Er muss das lebensnotwendige Blut aus dem Flascherl trinken.

Tobias Moretti als Graf Geza von Közsnöm
Tobias Moretti als Graf Geza von Közsnöm © Thimfilm

Da das Ehepaar Anfang der 1930er-Jahre in einer Villa auf dem Kahlenberg in Wien lebt, liegt es auf der Hand, den Psychoanalytiker Sigmund Freud (Karl Fischer) zu kontaktieren. Also legt sich Geza bei ihm in der Berggasse 19 auf die Couch. Doktor Freud, der keine Ahnung von der vampirischen Existenz seines Patienten hat, weiß Rat: Wo der Spiegel versagt, könnte ein Gemälde hilfreich sein, und dafür habe er einen Zuarbeiter bei der Hand, den Maler Viktor (Dominic Oley), der übrigens eine reizende Freundin (Cornelia Ivancan) habe.

Werbeprofi David Rühm hat mit „Der Vampir auf der Couch“ nach längerer Pause wieder einen Spielfilm gedreht. Eine gelungene, augenzwinkernde Gruselstory, die neben den Hauptdarstellern auch von anderen originellen Typen – die neugierige Nachbarin (Erni Mangold), ein Chauffeur mit Eigeninteressen (David Bennent) – getragen wird. Das pittoreske nächtliche Wien von anno dazumal wartet auch mit Oscars (Lars Rudolph) erstem „Steak Haus“ auf. Ein Pflichtfilm für Freunde des skurrilen Humors.

REINHOLD REITERER