Intendant Markus Hinterhäuser zeigte sich bei seiner zweiten Programm-Vorstellung "ein bisschen wehmütig, wenn ich weiß, dass es nur noch ein einziges Mal sein wird". Hinterhäuser wird nach den Festwochen 2016 die Intendanz der Salzburger Festspiele übernehmen und die Festwochen-Leitung an Tomas Zierhofer-Kin übergeben. "Wir haben im letzten Jahr sehr schöne Festwochen gehabt", blickte der Intendant kurz zurück und räumte "eine kleine Turbulenz" ein, ohne den vorzeitigen Abschied der Schauspiel-Chefin Frie Leysen beim Namen zu nennen. "Ich freue mich, dass Stefan Schmidtke nicht nur eingesprungen ist, sondern es von ganzem Herzen übernommen hat, es ist eine schöne Zusammenarbeit die gar nichts vermissen lässt", so Hinterhäuser.

Das Katalog-Cover zeigt ein scheibenförmiges Labyrinth und der Intendant rechnet damit, dass das Publikum "vor, während oder nach einer Vorstellung" den Weg durch das Labyrinth gelegentlich auch selbst suchen werde. "Es ist ein sehr umfangreiches Programm", sagte Hinterhäuser. "Wir haben das System fortgesetzt, dass wir keine Trennung haben. Wir sehen dieses Programm als gemeinschaftliches, genreübergreifendes Unternehmen - gemeinschaftlich auch im Sinne des gemeinschaftlichen Entstehens."

Künstler aus 20 Ländern wirken an den Produktionen mit, unter denen sich fünf Uraufführungen befinden: "Kings of War" von Ivo van Hove nach den Shakespeare'schen Königsdramen "Henry V.", "Henry VI." und "Richard III.", Kettly Noels Performance "Ich bin keine Schwarze", eine Dramatisierung des Romans "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" durch Dusan David Parizek, "NOISE" von Sebastian Nübling im neuen Festwochen-Spielort F23, einer ehemaligen städtischen Sargfabrik in der Breitenfurter Straße, in der auch Frank Castorf mit "Die Brüder Karamasow" seine Dostojewski-Auseinandersetzung abschließen wird, sowie die Marlowe-Weiterschreibung "Edward II. Die Liebe bin ich" von Ewald Palmetshofer in der Inszenierung der jungen Österreicherin Nora Schlocker.

"Wir haben ein Jahr der Regisseurinnen", meinte Schmidtke, fast ein Drittel des Programms stamme aus weiblicher Hand. Auch bei den Musiktheaterproduktionen gibt es neben einer Wiederbegegnung mit Romeo Castelucci ("Go down, Moses") weibliche Regiehandschriften: Andrea Breth inszeniert Bela Bartoks "Herzog Blaubarts Burg" und koppelt dies an Robert Schumanns letztes Klavierstück "Geistervariationen". "Das gibt Breth die Möglichkeit, nach der Pause die Geschichte von Blaubart und Judith vollkommen anders weiterzuerzählen", so der Intendant, der keine Details verraten wollte. Lydia Steier, eine in den USA geborene junge Regisseurin, gastiert mit einer ergreifenden "Jephta"-Inszenierung aus Potsdam, die in Deutschland Furore machte. "Von ihr wird man in den nächsten Jahren sehr, sehr viel hören in der Welt des Musiktheaters und der Oper", zeigte sich Hinterhäuser überzeugt.