Ist der Opernball eine ehrwürdige Kulturveranstaltung? Oder handelt es sich dabei um einen besseren Nobelball, der rein zufällig in den Räumlichkeiten der Staatsoper stattfindet? Im Zuge der Debatte über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Kulturveranstaltungen ist jetzt durchgesickert, dass den Opernball eine saftige Steuernachzahlung drohen könnte.

Im Zuge einer Großbetriebsprüfung im Laufe des Jahres hat nach Informationen der Kleinen Zeitung die Steuerbehörde Zweifel angemeldet, ob der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von zehn Prozent auf Eintrittskarten, wie er bei Opernaufführungen üblich ist, auch für den Opernball gilt. Bei gewöhnlichen Bällen wird auf Eintrittskarten der normale Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent aufgeschlagen.

"Wir warten auf den Bescheid"

Ein Sprecher der Staatsoper, die den Ball veranstaltet, bestätigt die Prüfung, will aber zu dem laufenden Verfahren nur soviel sagen: „Wir warten auf den Bescheid der Steuerbehörde.“ Um dem hinzufügen, dass es sich ja „um einen Ball der Künstler“ handle und „deshalb ein reduzierter Satz angemessen“ sei.


Ein Rundruf unter Steuerberater hat ergeben, dass es sich, wie betont wird, „um einen Grenzfall“ handle. Reduzierte Sätze auf Eintrittskarten seien nur bei Theater-, Musik- und Gesangsaufführungen erlaubt. Kommen Bälle einem karitativen Zweck zugute, kann durchaus der vergünstigte Tarif angewendet werden. Das ist beim Opernball kaum der Fall. Juristen der Staatsoper könnten, wird argumentiert, allerdings den gemeinnützigen Charakter der Opern ins Treffen führen. Im schlimmsten Fall müsste der Opernball die Differenz für die letzten fünf Jahre nachzahlen. MICHAEL JUNGWIRTH