Über die Trauerfeierlichkeiten will das Theater in den nächsten Tagen informieren. "Annemarie Düringer verkörperte im Haus am Ring die Verbindung von Tradition und Moderne - sie spielte bereits im Nachkriegsexil der Burg, im Ronacher, und sie war die Erste, nach der Peter Zadek fragte, als er das erste Mal am Burgtheater inszenierte", so Bergmann.

Düringer sei mit den meisten der großen Schauspieler des 20. Jahrhunderts, wie Werner Krauß oder Paula Wessely, auf der Bühne gestanden. Am Burgtheater spielte sie zuletzt die Frau in Ionescos "Die Stühle" in der Regie von Achim Benning, Frau Helseth in Ibsens "Rosmersholm" in der Regie von Peter Zadek, die Gräfin Gudenus in Thomas Bernhards "Elisabeth II." in der Regie von Thomas Langhoff und die Mutter in Jon Fosses "Traum im Herbst" in der Regie von Joshi Oida. Als Gräfin Gudenus stand sie bis 2007, später noch für Lesungen auf der Bühne.

Düringer wurde am 26. November 1925 in Arlesheim bei Basel (Schweiz) geboren. 1946 begann sie eine Schauspielausbildung in Paris, die sie ein Jahr später am Wiener Max-Reinhardt-Seminar fortsetzte. 1949 wurde sie Ensemblemitglied des Burgtheaters. In über 70 Rollen arbeitete sie u.a. mit Regisseuren wie Thomas Langhoff, Hans Neuenfels und Claus Peymann. 2001 wurde sie zur Doyenne des Burgtheaters ernannt, Düringer war zudem Trägerin des Alma Seidler-Ringes.

"Nicht nur das Burgtheater, sondern ganz Österreich und die Freunde und Freundinnen höchster Schauspielkunst haben durch das Ableben von Annemarie Düringer einen sehr schmerzhaften Verlust erlitten", erklärte Bundespräsident Heinz Fischer am Mittwoch. Er habe Düringer geschätzt, sie sei "ein äußerst kluger und liebenswürdiger Mensch mit einem starken sozialen Empfinden" gewesen.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) würdigte Düringers Bühnenpräsenz, in der sie "klassische Theatertradition mit dem Anspruch zeitgenössischer Darstellungskunst" verband, wie es in einer Aussendung hieß. "Sie vermochte durch ihre Stimme und bewussten Einsatz einer sparsamen Gestik jedes Publikum in Spannung zu versetzen. Durch ihren Tod verlieren wir eine geachtete, vorbildhafte Künstlerinnenpersönlichkeit."

Die Theaterstadt Wien verliere mit Düringer "eine ihrer herausragendsten Protagonistinnen", meinte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Die Schauspielerin habe ihr Publikum immer wieder aufs Neue begeistert und berührt, es "dankt für diese Theaterstunden, die sie uns unvergesslich gemacht haben". Wenn man Düringer einmal auf der Bühne gesehen hatte, habe man sie nicht mehr vergessen, "ihre Dramatik in der Darstellung gepaart mit ihrem unverkennbaren Timbre in der Stimme waren unverwechselbar", erklärte die Wiener VP-Kultursprecherin Isabella Leeb.