Der Opern- und Operettenregisseur Robert Herzl, ehemaliger künstlerischer Leiter der Seefestspiele Mörbisch und des Stadttheaters Baden, ist heute, Dienstag, im 75. Lebensjahr verstorben. Das gab die Volksoper Wien bekannt, wo Herzl von 1973 bis 2000 als Oberspielleiter 47 Inszenierungen in den Bereichen Operette, Musical und Oper erarbeitet hat und 1998 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Robert Herzl wurde am 30. August 1940 in Graz geboren. Er studierte 1958-65 Schauspiel und Regie am Wiener Max-Reinhardt-Seminar sowie Gesang am Konservatorium der Stadt Wien. Zusätzlich absolvierte er ein Studium an der Hochschule für Welthandel, das er 1969 mit dem Doktorat abschloss.

Als Sänger debütierte er als Don Alfonso in "Cosi fan tutte" im Redoutensaal der Wiener Hofburg und war in der Folge am Stadttheater St. Gallen drei Jahre als Schauspieler, Sänger und Regisseur tätig. Ab 1972 arbeitete er an der Volksoper Wien, zunächst als Regieassistent und Abendspielleiter, später als Oberspielleiter und schließlich als Vizedirektor. Zu seinen Inszenierungen zählten die Österreichische Erstaufführung von Hans Werner Henzes Kinderoper "Pollicino" (1983), die Österreichische Erstaufführung von Siegfried Matthus' "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (1987) und die Uraufführung von Marcel Prawys Revue "Robert Stolz - Servus Du" (1992).

Als Regisseur arbeitete er zudem für die Bregenzer Festspiele, die Wiener Festwochen, den Wiener Musiksommer, die Wiener Kammeroper, die Opernfestspiele im Römersteinbruch St. Margarethen (zuletzt 2012 Bizets "Carmen") und für zahlreiche Theater im In- und Ausland. 1984-89 war er künstlerischer Leiter der Seefestspiele Mörbisch, von 2005 bis 2014 künstlerischer Leiter des Stadttheaters Baden.

Persönliches

Der Kleinen Zeitung erzählte Herzl noch im Vorjahr beim Antritt seiner letzten Spielzeit an der Bühne Baden, dass er sich ja als Bediensteter der Bundestheater bereits seit der Jahrtausendwende in "Pension" befunden hatte. Aber erstens kam dann der Unruhestand. Und zweitens ein Angebot der ebenfalls aus Graz stammenden Elisabeth Kales. Die künstlerischen Leiterin der Bühne Baden verlockte ihn zu einer Regiearbeit an ihrem Haus. Robert Herzl sagte zu, übernahm nach kurzer Zeit weiter gesteckte Aufgaben als künstlerischer Beirat und schließlich als Direktor des seit einigen Jahren von der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft übernommenen Operetten-Theaters.

Diese besondere musikalische Form, zu der die Liebe des "Kindes der Herzl-Weinstube" in den Grazer Jugendjahren geweckt wurde, und das Musical bildeten den Hauptanteil des Badener Spielplanes. Doch wollte der zum Schauspieler, Sänger und Regisseur Ausgebildete dann doch von Zeit zu Zeit auch Opern spielen. Und zwar so, wie sie sonst nirgends aufgeführt werden: in seinem letzten Badener Jahr "Die Hochzeit des Figaro" mit gesprochenen Dialogen und auf Deutsch. Wolfgang Amadeus Mozarts Oper zeigte er mit viel Witz, Tempo und Charme übrigens auch noch diesem Sommer beim Festival "Jopera!" auf Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach.

Nur ganze drei Jahre war der Grazer als Opernsänger engagiert, von 1969 bis 1972 im schweizerischen St. Gallen. Dann erfolgte bereits der Ruf als Betriebsdirektor an die Wiener Volksoper, wo ein verständnisvoller Direktor für ihn den Oberspielleiter der Operette "erfunden" hat. Wunderbar für einen, der die Operette von Kindesbeinen an geliebt hatte und dem nur die Grazer Inszenierungen in diesen 50er- und 60er-Jahren zu altmodisch waren. Nicht zuletzt deshalb hatte er bereits damals Regie führen wollen. "Etwas traurig war ich schon, dass aus meiner Heimatstadt nur ganze drei Mal Einladungen gekommen waren!, gab Herzl zu.

Reaktion

"Robert Herzl hat fast 30 Jahre lang das 'Gesicht' der Volksoper mitgeprägt und war eine unschätzbare Stütze für die jeweilige Direktion", sagte Volksoperndirektor Robert Meyer in einer ersten Reaktion. "Ihm verdankt das Genre Operette unglaublich viel. Seine Liebe und sein Enthusiasmus für das Theater und für die Volksoper sind für ihn immer an erster Stelle gestanden. Er ist ein Vorbild für alle, die das Theater lieben. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Volksoper."

ERNST SCHERZER, APA