Take That leidet an Personalschwund. Das einstige Quintett ist jetzt ein Trio, macht aber unbeirrt weiter: Mit dem Album "III", das am Freitag erscheint, wollen die früheren Boygroup-Stars an alte Erfolge anknüpfen. Das Album ist nicht gerade ein musikalisches Erweckungserlebnis. Das muss es aber auch nicht sein.

Als Robbie Williams vor fast 20 Jahren bei Take That das Handtuch warf, war das für viele damalige Teenager weltweit ein Drama von kaum vorstellbarem Ausmaß. Kurz danach löste sich die britische Boygroup auf. Als Jason Orange im September bekanntgab, dass er die wieder vereinte Gruppe verlassen habe, ging das sehr viel leiser über die Bühne. Mark Owen, Gary Barlow und Howard Donald machen als Trio weiter. Als erste Amtshandlung knipsten sie Weihnachtslichter in einer Londoner Einkaufsstraße an.

Howard Donald, Mark Owen und Gary Barlow im November in London
Howard Donald, Mark Owen und Gary Barlow im November in London © Picturedesk/Yui Mok

Das siebente Studioalbum von Take That ist eines, das drei erwachsene Männer eingesungen haben. Mit 42 Jahren ist Owen der jüngste, Donald mit 46 der älteste. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Oranges (44) Abschied weniger dramatisch war als der von Williams (40) damals. Selbst das ehemalige Küken der sensationell erfolgreichen Formation ist inzwischen zweifacher Vater und macht nicht mehr mit Partyexzessen, sondern mit Videos aus dem Kreißsaal Schlagzeilen.

Den zwölf neuen Liedern der verbliebenen Drei hört man das Erwachsensein aber nicht unbedingt an. Schlichte Akkordfolgen, Rhythmen und Texte machen die 45 Minuten leicht konsumier- und schnell mitsummbar, die Stimmen klingen fast so glatt wie Anfang der 90er Jahre und an manchen Stellen ziemlich nachbearbeitet. So richtig im Ohr bleibt keines der Stücke, höchstens noch die Single-Auskopplung "These Days", die seit Mitte November zu haben ist.

Gary Barlow, Howard Donald, Mark Owen, Robbie Williams und Jason Orange 1993
Gary Barlow, Howard Donald, Mark Owen, Robbie Williams und Jason Orange 1993 © Picturdedesk/Neil Munns

"III" markiere den Beginn einer neuen Ära, teilt die Produktionsfirma mit, der Sound sei völlig neu. Das stimmt so nicht: Die starken elektronischen Einflüsse gab es schon vor vier Jahren bei "Progress". Was jetzt im Vergleich fehlt, ist die dominante Stimme von Robbie Williams, der sich nur für das eine Album und eine Tour wieder zu den alten Bandgenossen gesellt hatte.

Orange habe der Produktion seinen Segen gegeben, heißt es weiter. Warum genau er eigentlich ging, das wurde nicht klar, die Musiker sind in dieser Hinsicht eher schweigsam. "Ein bisschen ein Tritt in den Hintern" sei sein Abgang gewesen, sagte Gary Barlow kürzlich in einem Radiointerview. Eine Solokarriere wie Williams oder Barlow hat er bisher nicht angestrebt. Der "Guardian" stichelt, Orange sei ohnehin nur wegen seines guten Aussehens und weil er tanzen könne zu der Boygroup geholt worden.

Für die verbliebenen Drei dürfte es auch ohne ihn ganz gut laufen. Take That ist schließlich eine Marke, die noch nie von musikalischen Glanzleistungen gelebt hat - trotzdem laufen "Never Forget", "Back For Good" und "Relight My Fire" bis heute auf Partys. Für die Tour 2015 zu "III" haben sie schon Extra-Termine angekündigt, weil die Nachfrage so groß sei. Ein Mega-Erfolg wie die "Progress"-Tour, die insgesamt fast 2,5 Millionen Zuschauer sahen, ist aber unwahrscheinlich. Dass Take That achtmal hintereinander das Londoner Wembley-Stadion füllen konnten, war auch der zwischenzeitlichen Rückkehr von Robbie Williams zu verdanken.

Robbie Williams, Howard Donald, Mark Owen, Jason Orange und Gary Barlow 1993
Robbie Williams, Howard Donald, Mark Owen, Jason Orange und Gary Barlow 1993 © Picturedeskt/Rex Features