Im Sommer 2013 dürften bei Blanvalet die Champagnerkorken geknallt haben. Denn der Verlag hatte sich die Rechte an den ersten zwei Büchern von Robert Galbraith gesichert – angeblich ohne zu wissen, dass hinter dem Pseudonym „Harry Potter“-Autorin Joanne K. Rowling (49) steckte.

Zunächst schleppend

Galbraith alias Rowling hatte in England für den „Ruf des Kuckucks“ rund um den Ex-Soldaten und Privatermittler Cormoran Strike zwar durchwegs gute Kritiken bekommen, der Verkauf lief allerdings schleppend. Nachdem das Pseudonym durch eine Indiskretion – angeblich durch einen Mitarbeiter ihrer Anwaltskanzlei – gelüftet worden war, schossen die Verkaufszahlen allerdings sofort durch die Decke. Und Blanvalet startete die deutsche Auflage mit 200.000 Stück, rund 350.000 gingen bisher insgesamt über den Ladentisch.

200.000 Startauflage

Heute kommt Teil zwei der Krimiserie rund um Cormoran Strike und seine sympathisch-toughe Assistentin Robin in die Buchhandlungen. Startauflage: wiederum 200.000 Exemplare. Und auch diesmal ist der Privatermittler, der im Afghanistan-Krieg ein Bein verloren hat, der Polizei bei den Recherchen voraus. Als der Romanautor Owen Quine spurlos verschwindet, bittet dessen Frau Strike um Hilfe. Dem wird bald klar, dass das Verschwinden des Schriftstellers mit seinem neuen Buch zu tun haben muss. In dem porträtiert Quine nämlich scharfzüngig und zynisch Autorenkollegen, Verleger, seine Agentin und zahlreiche weitere Personen aus seinem Umfeld – allesamt Verdächtige, nachdem Quine unter bizarren Umständen ermordet aufgefunden wird.


Mysteriös ist der Mord vor allem auch deshalb, weil Quine seinen Tod im Manuskript detailliert beschrieben hat. Im Gegensatz zur Polizei glaubt Strike aber hartnäckig an die Unschuld von Quines Frau und macht sich auf, den wahren Mörder zu finden.

Literaturszene karikiert

Rowling knüpft mit der Serie (geplant sind sieben Teile) an den traditionellen britischen Detektivroman an und erzählt ihren unterhaltsamen Plot mit einem unaufgeregten Spannungsbogen. Vor allem hat sie aber mit dem eigensinnigen Hünen Strike einen sympathischen Ermittler geschaffen, dessen facettenreiche Persönlichkeit sie im zweiten Teil konsequent weiterentwickelt. Und dass Rowling so ganz nebenbei auch noch die Literaturszene karikiert, hat besonderen Charme.

Buchtipp: Robert Galbraith/J. K. Rowling.
Der Seidenspinner. Blanvalet.
672 Seiten, 20,60 Euro.