1. Worum geht es im heutigen „Tatort“ aus Stuttgart?
Während eines Überfalls mit Geiselnahme in einem Supermarkt erschießt Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) den Täter. Sebastian Bootz (Felix Klare) rettet derweil einer Frau das Leben. Er sieht die Tat nicht, lügt aber später für seinen Kollegen, ohne dass der das weiß. Dann wird auch diese Zeugin ermordet. Bootz steckt in einem Loyalitätskonflikt. Für beide steht der Job auf der Kippe – während der Ermittlungen.


2. Wovon handelt „Eine Frage des Gewissens“ eigentlich?
Es geht um Polizeiwillkür und Verhaberung – nicht um jene zwischen den Bösen und der manipulierten Justiz, sondern um jene zwischen den Guten, den Ermittlern. Seltene, spannende Perspektive. 


3. Wie schlagen sich Lannert und Bootz im Kreuzverhör?
Lannert verhält sich in der Ausnahmesituation – wie fast immer – integer. Bootz, ohnehin von der Trennung von Frau und Kindern traumatisiert, stürzt noch tiefer in die alkoholgetränkte Einsamkeit – keine Frage, die Folge kreist um ihn. 


4. Wer von den anderen Schauspielern fällt besonders auf?
Michael Rotschopf rückt den befreundeten Kommissaren als ehrgeiziger, schnöseliger und unsympathischer Anwalt auf die Pelle. Klischeehafte Figur, toll gespielt. 

Hartnäckig und unsympathisch: der Anwalt der Mutter des Opfers (Michael Rotschopf)
Hartnäckig und unsympathisch: der Anwalt der Mutter des Opfers (Michael Rotschopf) © SWR/Johannes Krieger


5. Ist die Episode spannend oder einschläfernd?
Der Kriminalfall kommt in den ersten 60 Minuten auch wohltuend als solcher, also ohne überschwängliches Pathos oder Moralkeulenschwingen, aus und wird fesselnd und in atemberaubendem Tempo erzählt. In den ersten zehn Minuten passiert so viel wie bei anderen „Tatort“-Episoden in 90 Minuten nicht. 


6. Hat dieser Fall einen gesellschaftspolitischen Auftrag?
Ja, einerseits streut er Salz in die Wunden von Polizei- und Rechtsstaat. Andererseits fragt er, wie weit Loyalität unter Freunden gehen darf.

Vor der Vernehmung: Thorsten Lannert (Richy Müller) trifft auf die Mutter des Opfers (GiselaStraehle)
Vor der Vernehmung: Thorsten Lannert (Richy Müller) trifft auf die Mutter des Opfers (GiselaStraehle) © SWR/Johannes Krieger


7. Wie realistisch ist das Drehbuch von Sönke Lars Neuwöhner und Sven Poser?
Bis auf das zu wohlwollende Finale (Nein, wir spoilern nicht!) eine zermürbende, realitätsnahe Analyse unseres Justizsystems. 


8. Muss man heute Abend einschalten?
Wer solide Kriminalfälle und ein bisschen Schwäbisch schätzt, wird nicht enttäuscht.