OH MEIN GOTT. Der Drei-Worte-Seufzer, visualisiert durch einen Digitaldruck von Lois Weinberger, scheint am Rundbogenfenster der Grazer Andräkirche tränend herunterzurinnen. Unschwer zu erraten also, was der zunächst kryptische Konzerttitel "o.m.g." bedeuten soll, unter dem heute, am 21. November, der neue Zyklus "andrämusic" startet.

Der Kärntner Johannes Prinz, seit 2000 Professor für Chorleitung in Graz, hat für den Auftakt mit Studenten der Kunstuniversität neue geistliche Musik (etwa von Petr Eben) samt drei Uraufführungen (etwa von Herwig Reiter) für jenen Sakralraum erarbeitet, in dem Zeitgenössisches seit 1999 großgeschrieben wird.

Für Bernhard Schneider ist die Kirche, in der barockes Ambiente und aktuelle Kunst eine höchst spannende Symbiose eingehen, "der optimale, logische Raum, um auf das Optische musikalisch zu antworten". Also setzte sich der Wiener, der seit sechs Jahren als Chordirektor der Oper Graz und als Lehrbeauftragter für Chorleitung an der hiesigen Kunstuniversität fungiert, mit dem passionierten Kunstpfarrer Hermann Glettler zusammen, um "andrämusic" zu konzipieren.

Für den vierteiligen Saisonzyklus griff der 50-Jährige das auf, was Glettler mit seiner "Andräkunst" seit Jahren fördert: nicht nur die permanente Auseinandersetzung mit heutigem Kulturschaffen, "sondern auch die Offenheit der Kirche gegenüber allem, was aus der Welt und von den Leuten auf sie zukommt, wie sie dazu einlädt zu sehen, was der Kirchenraum und die Gemeinde machen und können".

Zum Beispiel soziales Engagement zeigen. Und so soll denn auch Teil 3 von "andrämusic" den Integrationsgedanken im Bezirk Gries stärken, dessen hoher Ausländeranteil spezielle Anforderungen stellt. Darrel Toulon, Ballettchef der Oper, wird mit Laien aus der bunten Kirchengemeinde und Profis aus seiner Compagnie ein Tanzprojekt erarbeiten.

Mit "trough the open door" soll wie mit den zwei weiteren Abenden, für die ebenfalls die kreativen Kräfte von Oper und Kunstuniversität aushäusig zusammengreifen, "bei aller weltanschaulichen Offenheit der Tiefgang jener geistlichen Inhalte betont werden, die in der Musikwelt häufig zu kurz kommen", wünscht sich Schneider.

MICHAEL TSCHIDA