Liepold macht Schicksale unbegleiteter asylsuchender Jugendlicher zum Thema und kontrastiert diese mit Texten aus Bachs Weihnachtsoratorium. An der Produktion wirken auch fünf jugendliche Asylwerber aus Afghanistan bzw. Syrien mit, die aktuell im Landesjugendheim Rosental (Bezirk Klagenfurt-Land) untergebracht sind. "Die Kinder werden nicht als Schauspieler benutzt, sie spielen einfach sich selber", erklärte Liepold im Gespräch mit der APA.

"Hier wird eine Herbergsuche mit echten Menschen gemacht", erklärte Dompfarrer Peter Allmaier, der für das Zulassen einer Theaterproduktion im Altarraum des Doms aus eigenen Kreisen teils heftige Kritik hat einstecken müssen. Die echten Schicksale von Asylwerbern würden sich täglich aber auch vor den Augen Gottes abspielen, meinte dazu der Theologe. "Ich möchte bewusst einen Beitrag leisten, um das Klima in der Debatte um Asylfragen zu verbessern."

Liepold möchte mit ihrem Stück in der Weihnachtszeit vor allem Fragen aufwerfen. "Ich habe allerdings keine Antworten", sagte die Regisseurin. Das Thema erschöpfe sich jedenfalls nicht bloß im humanitären Anspruch. "Ich versuche auch, die Figur des Fremden im Eigenen zu suchen", so Liepold. Im Zuge der Proben mit den asylsuchenden Jugendlichen sei sie auch schon auf etliche Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten gestoßen. "Das Spiel Schere-Stein-Papier gibt es auch in Afghanistan", sagte die Theatermacherin.

"Das Fremde macht immer Angst", sagte Pfarrer Allmaier. Die beste Form, diese Angst zu beseitigen, sei das Kennenlernen und darum gehe es in diesem Oratorium. "Wenn wir uns kennen, dann ist auch die Angst weg", so Allmaier. Vorgelebt hätten das schon die vier jugendlichen Flüchtlinge. Obwohl Muslime, würden sie bei den Proben äußerst respektvoll mit dem Kirchenraum umgehen. "Sie haben uns bereits angenommen, jetzt ist es uns, sie anzunehmen", sagte der Dompfarrer.

Insgesamt sieben Mal wird "Asyl bei Freunden" im Dom zu sehen sein. Mitwirken werden unter anderem auch die Singschule Carinthia und Domorganist Klaus Kuchling.