Im Kanon der Kunstgeschichte kommen Frauen eher als Porträtierte oder als Mäzenatinnen vor, denn als Künstlerinnen. Trotzdem beteiligt sich das Kunsthistorische Museum (KHM) am Weltfrauentag am 8. März mit speziellen Rundgängen auf den Spuren starker Frauen durch das Haus. Die Erlöse kommen in einer Kooperation den Frauenprojekten der Hilfsorganisation Care zugute.

"Die Begegnung mit den starken Frauen beginnt schon bei unseren Kunsthistorikerinnen", betonte Generaldirektorin Sabine Haag am Montag bei einer Pressekonferenz. Nach einigen internen Diskussionen habe man sich entschieden, für die Sonderführungen nur Frauen einzusetzen. Die Ausbeute an Künstlerinnen ist dagegen mager: Fünf Malerinnen sind in der Gemäldegalerie vertreten, in den anderen Sammlungen gibt es keine überlieferten weiblichen Schöpfer. Stattdessen kommen die Frauen hier als ägyptische Priesterinnen, als Amazonen der Antike, als Kunstkammer-Förderinnen wie Isabella d'Este oder als königliche Motive der Habsburger-Porträts vor. Vier thematische Führungen werden angeboten.

Für ein Museum, vor allem für ein Museum alter Kunst, sei es wichtig, sich aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu stellen, begründete Haag die erstmalige Kooperation mit Care zum Weltfrauentag. "Care ist keine Frauenorganisation", betonte die Care-Geschäftsführerin Andrea Wagner-Hager, "sondern für alle Menschen, die weltweit von Armut betroffen sind". Allerdings sind Frauen und Mädchen eine eigene Zielgruppe, weil sie gerade in Krisenregionen auch spezielle Bedürfnisse haben.

"Die syrischen Flüchtlinge in den Lagern sind zu zwei Drittel Frauen und Mädchen, weil die Männer bis zuletzt beim Hab und Gut bleiben. Bei den Erdbeben in Haiti waren in den Lagern tausende schwangere Frauen. Da sehen die Care-Pakete dann anders aus." In heftig umkämpften Bürgerkriegsregionen stellen Frauen, Kinder und Alte außerdem häufig den Großteil der überlebenden Bevölkerung. "Da ist es dann eine Notwendigkeit, dass Frauen sich in den Friedensprozess einbringen und mitgestalten."