F rau Spira, morgen feiern Sie Ihren 70. Geburtstag. Sind Sie schon ein wenig unrund wegen dieses Runden?

ELIZABETH T. SPIRA: Eigentlich nicht, ich habe mich schon damit abgefunden. 70 ist ja fast ein Triumph. Der Jugend nachzutrauern oder nachzuweinen ist blöd. Für mich waren der 30er und der 60er ein Schock.

Inwiefern?

SPIRA: Der 30. Geburtstag ist fast für jede Frau ein Schock. Man ist keine Jugendliche mehr, man ist nicht mehr 20. Mit 30 ist man erwachsen, aber man will es eigentlich nicht sein. Und 60 ist das Pensionseintrittsalter - und man will nicht im Pensionistenalter sein. Das waren die zwei Schocks, und nachdem ich beide überlebt habe, ist das okay. Mit 70 kommt man dann ins Greisenalter, aber solange es man mir noch nicht ganz anmerkt, ist es eh ganz gut.

Sie haben aber durch Ihre Arbeit ja ein Anti-Aging-Programm.

SPIRA: Ich muss mich körperlich sehr zusammenreißen, damit meine jungen Mitarbeiter keine blöden Witze über mich reißen. Etwa wenn ich länger brauche, um ins Auto einzusteigen.

Ist es ein Pech, am 24. Dezember Geburtstag zu haben?

SPIRA: Ich finde das mittlerweile wunderbar, weil die Leute keine Zeit haben. Als Kind hatte ich ein Pech, weil die Geschenke ziemlich mager waren - und man will ja auch einen eigenen Tag zum Fest haben und nicht, dass alle hysterisch Weihnachten feiern und dann noch ein bisschen Geburtstag. Ich bin heute froh, wenn die Leute darauf vergessen. Ich habe mit meinem Mann abgesprochen, dass ab 70 jeder Geburtstag gefeiert werden muss, denn es grenzt an ein Wunder, dass man es doch noch geschafft hat.

Weihnachten und Geburtstag ist eine Zeit des Wünschens.

SPIRA: Ich wünsche mir gar nichts.

Wunschlos glücklich?

SPIRA: Ich habe so viel zu tun, dass ich gar nicht dazu komme zu sagen, was mir fehlt oder was ich gerne hätte. Ich habe mein Leben im Griff und das ist ganz angenehm. Mit 30 will man glücklich sein, mit 70 will man das Leben im Griff haben, dass es gradlinig weiterläuft ohne große Reiberei.

Sie drehen bereits an der neuen Staffel "Liebesg'schichten & Heiratssachen". Wann waren Sie und der ORF handelseins?

SPIRA: Ich habe überhaupt nicht mit dem ORF verhandelt. Wenn ich nicht Nein sage, rennt das weiter. Eher hätten sie Angst, dass ich sage, ich höre auf.

Eine angenehme Position.

SPIRA: Sehr. Andererseits wäre es auch angenehm, wenn jemand sagt, jetzt reicht's. Man kann ja nicht sein ganzes Leben dem ORF spenden. Gleichzeitig ist es auch sehr angenehm, weil man nicht an die Wehwehchen des Alters denken muss. Ich eigne mich nicht für Schrebergärten und Rosenzüchten. Ich arbeite gerne.

Vor allem, wenn man Erfolg hat.

SPIRA: Das ist das Schönste. Wenn man schon langsam schäbig wird, ist zumindest der Erfolg schön.

Gesamt gesehen, läuft es auf der Welt gerade weniger gut.

SPIRA: Ich würde den Jungen wünschen, dass wieder bessere Zeiten kommen. Sie sollen nicht den Mut verlieren. Ein bisschen Kampf hat uns gutgetan und ich glaube, das tut ihnen auch ganz gut. Man kriegt nur etwas, wenn man darum kämpft, und nicht, wenn man wartet, dass die Eltern oder Großeltern das Gesparte hergeben. Es sind zwar karge Zeiten, aber man soll über Gerechtigkeit und diese Dinge nachdenken. Das würde ich jetzt als Alte sagen. Mein Wort zum Sonntag. INTERVIEW: REINHOLD REITERER