Schuberts "Winterreise", ein unvergleichlicher Höhepunkt der Liedkunst, erfordert eine intensive künstlerische Auseinandersetzung mit Wort und Musik, um den Gehalt dieses 24-teiligen Zyklus zu vermitteln. Der Komponist selbst nannte ihn einen "Kranz schauerlicher Lieder".

Ferruccio Furlanetto, gefeierter Bass auf den großen Opernbühnen der Welt, wanderte durch das von Trauer, Schmerz, Depression und Todessehnsucht verdunkelte Land einer Seele. Mit sonorer Stimme, die trotz ihrer Fülle und ihres dunklen Timbres dennoch der fragilen Architektur des Werkes gerecht wurde. Furlanettos dramatischer Operngestus, verdingte sich einer äußerst konzentrierten Interpretation. Spürbar wurde, dass nicht nur gediegene Technik und hervorragende Artikulation das Geschehen bestimmte, sondern eine höchst persönliche Identifikation mit dem Inhalt den emotionalen Grenzgang leitete.

Unterstützung kam dazu vom ausgezeichneten, die Teile beispielgebend verbindenden Klavierspiel des aus der Ukraine stammenden Pianisten Igor Tchetuev. Es war Klavierbegleitung vom Besten, die sich sensibel im Hintergrund hielt und die illustrativen Akzente seriös ausspielte. Das fesselte die Aufmerksamkeit der Zuhörer fast vom ersten Ton an und hob sie erst mit der Schlussfrage, wer zu dunklen Liedern die Leier drehen werde, auf. Nach einer kleinen Pause, in der sich die berührende Spannung legte, lange anhaltender Applaus.