S ie sind der neue höchste Kulturbeamte im Land, galten in der Kulturszene aber bisher als unbeschriebenes Blatt. Beschreiben Sie das Blatt bei dieser Gelegenheit doch gleich selber. PATRICK SCHNABL: Ich bin grundsätzlich ein kulturinteressierter Mensch. Zudem war ich ja sieben Jahre im Büro von Landesrat Christian Buchmann, davon zwei als Leiter, seitdem er auch Kulturreferent ist. Da bekommt man schon einiges mit, wo der Schuh drückt, welche Strukturen verbessert gehören und so weiter.

Was ist Ihnen wesentlich für Ihre neue Funktion?

SCHNABL: Für die Künstler da zu sein. Ich hatte schon vor Amtsantritt verstärkt Kontakte mit der Szene, habe mich mit Experten getroffen wie mit Alfred Kolleritsch oder Herbert Soltys, mit dem ich befreundet bin, um tiefere Einblicke ins Metier zu kriegen. Auch auf Bezirksbereisungen: Ich komme ja selbst aus dem Bezirk Leoben, daher weiß ich von Jugendtagen an, wie wichtig es ist, Kultur in die Regionen zu bringen und Kultur zu vermitteln, gerade an junge Leute.

Spitzenbeamten wird immer gleich der Stallgeruch des jeweiligen politischen Referenten zugeschrieben. Sie kommen aus dem Stall, sprich Büro von Buchmann. Frech gefragt: Riechen sie auch?

SCHNABL: Ich bin ja jetzt für drei Politiker zuständig, für Landesrat Buchmann, Landeshauptmann-Stellvertreter Schützenhöfer und seine Volkskultur und für Landeshauptmann Voves. Als Beamter bin ich unpolitisch, will und kann mir auch gar nichts anderes leisten. Es geht darum, sachlich die Inhalte zu sehen, Ziele zu verfolgen, der Politik Vorschläge zu machen und deren Entscheidungen umzusetzen. Als Amt sind wir nichts anderes als ein Hilfsapparat für die Regierung hier und für die Kulturschaffenden da.

Ihre Abteilung 9 heißt neuerdings "Kultur, Europa und Außenbeziehungen": Welche Synergien soll das ausgeweitete Ressort, Teil der Verwaltungsreform, bringen?

SCHNABL: Zunächst sehe ich meine Abteilung nicht als Amt, sondern als Servicestelle, deswegen haben wir auch Förderstellen in einem Referat zusammengelegt: Niemand soll mehr im Kreis geschickt werden, die optimale Orientierung für Künstler zählt. Auch durch Hilfestellungen für EU-Projekte. In Zeiten kleiner werdender Fördertöpfe bieten wir verstärkt Chancen, über Brüssel Zusatzgelder zu erhalten, mithilfe des Know-how unserer Experten im Europareferat.

Gibt es da mit der KSG, der Kultur Service Gesellschaft des Landes, nicht Überschneidungen?

SCHNABL: Als hundertprozentige Tochtergesellschaft muss die KSG bewusstseinsbildende Maßnahmen setzen und künftig Aufgaben des Kulturressorts übernehmen, soll aber nicht mehr selbst Kultur machen. Zuvor hat es da ja nicht immer nur Harmonie gegeben. Es geht um engeres Zusammenrücken: Wir arbeiten zum Beispiel an der Vereinheitlichung eines Kulturförderportals.

Dass der "Bankert" Kultur in der großen Ressortfamilie bei nunmehr gleich drei Aufgabenfeldern zum Liebkind wird, haben vorab selbst die Masochisten unter den Optimisten bezweifelt.

SCHNABL: "Europa und Außenbeziehungen" ist mit einem Budget von einer Million Euro nur ein kleiner Part, aber ein wichtiger, um Türen zu öffnen. Die Alpe-Adria-Kooperation wurde ja gerade aufgelöst. Wir wollen aber internationale Kontakte verstärken, indem wir etwa auf den Trigon-Gedanken zurückgreifen. Die Kunst und die Künstler sind, gerade in Zeiten des Umbruchs, ein wesentlicher Faktor im vernetzten Denken. Jean Monnet, mit Robert Schuman Gründervater der EU, hat ja einmal gesagt: "Wenn ich das Ganze der Europäischen Einigung noch einmal zu machen hätte, würde ich nicht bei der Wirtschaft anfangen, sondern bei der Kultur.".

Das nächste Doppelbudget wird wohl erst am Ende des Jahres stehen und auch für die Kultur weniger Spielraum lassen. Wie plant man mit gebundenen Händen?

SCHNABL: Die Kultur hat ja zuletzt schon einen ordentlichen Beitrag geleistet, indem die Großen, also Theaterholding und Universalmuseum, zugunsten der Kleinen, also der Freien Szene, Abstriche machten. Damit wurde auch die dortige Kostendynamik gebremst. Es gibt natürlich Überlegungen für den Fall weiterer Einsparungen, aber darüber kann ich im Detail noch nichts sagen.

Die Regionale steht trotz aufstrebender Tendenz - siehe Murau - schon wieder auf der roten Liste der aussterbenden Festivalarten. Gibt's in ihren Augen ein Begräbnis oder doch noch Hoffnung?

SCHNABL: Das heurige Programm war ausgezeichnet und sicher die beste Regionale von allen. Regionen brauchen grundsätzlich Unterstützung in Sachen Kultur: Jetzt kann man natürlich fragen: Soll das weiterhin in Form eines Festivals konzentriert mit zwei Millionen Euro biennal passieren? Oder in anderer Form? Aber das muss die Politik entscheiden.

Was sind Ihre unmittelbaren Aufgabenbereiche?

SCHNABL: Der Finanzierungsvertrag mit dem steirischen herbst zum Beispiel. Die ordentliche Übergabe der Helmut-List-Halle Ende des Jahres. Die Sichtung aller Förderansuchen für mehrjährige Verträge, damit wollen wir spätestens Ende November im Landtag sein, um Planungssicherheit zu gewähren, die ist für die Künstler ja das Um und Auf. Und dann wollen wir die Stellungnahmen zum neuen Kunst- und Kulturförderungsgesetz mit noch konzentrierterem Beiratssystem rasch einarbeiten, damit es 2013 umgesetzt werden kann.

Worin sehen Sie die Stärken der Kultur in der Steiermark?

SCHNABL: In der faszinierenden Vielfalt auf hohem Niveau. Von den jetzt laufenden Sommertheatern über die tollen Produktionen in der Oper oder im Schauspielhaus bis zum steirischen herbst, von dem wir uns übrigens wünschen, dass er dem Namen gemäß wieder steirischer wird, so wie seinerzeit - da wird es Gespräche mit Intendantin Veronica Kaup-Hasler geben.

Sie sind wie alle neuen Leiter der nunmehr insgesamt 16 Landesabteilungen unbefristet bestellt. Wo wollen Sie in - sagen wir - drei Jahren stehen?

SCHNABL: Dass die Leute sagen, die Kulturabteilung hat sich zum Positiven verändert, sie ist ein echter Dienstleister, von dem sie sich verstanden und unterstützt fühlen. Für mich persönlich ist es natürlich ein wunderbares Privileg, für die Kultur und die Künstler zu arbeiten - eine Bekannte von mir sagte: "Jetzt hast Du ja die Hollywood-Abteilung geerbt!" (lacht herzlich). INTERVIEW: MICHAEL TSCHIDA