Mitte der 1980er-Jahre war es, da fuhr man via Fernsehen "Der Sonne entgegen". In der charmanten TV-Serie ging es um vier Aussteiger, die sich an die obere Adria absetzten, genauer: in das Fischerdorf Valun auf der Insel Cres. Welchen Schatz man dort hütet, war kein Thema. In der Pfarrkirche von Valun befindet sich nämlich eine berühmte Tafel mit zweisprachiger Grabinschrift. Die so genannte "Valunska ploa" gilt als das älteste kroatische Schriftstück (11. Jahrhundert). Die erste Zeile ist zudem in der "Glagoliza" (siehe Info-Box) geschrieben.

In einem Boot

Dieses alte Kulturgut wird nun zu neuem Leben erweckt. Angeregt von Michael Fendre, der mit seiner Agentur "ad libitum" nicht nur die Orchesterakademie Ossiach betreut, sondern auch das mit dem Festival Kvarner in Opatija verlinkte EU-Projekt "Purpur", wird das "Glagoliza-Projekt" aus der Taufe gehoben. Dazu sitzen Slowenien, Kroatien, Tschechien und über das Belgrad Musikfestival Bemus auch Serbien in einem Boot. "Eine außergewöhnliche Partnerschaft," betont Fendre, dass hier Kroaten und Serben zusammenarbeiten und dafür über den lange als unüberwindbar geltenden Graben von Vukovar (in der Grenzstadt kam es 1991 zum größten Massaker seit dem 2. Weltkrieg) gesprungen sind.

Vor gut zwei Wochen wurde das "Glagoliza"-Projekt von allen Vertragspartnern unterschrieben, vergangene Woche wurde es in Zagreb präsentiert, soll es doch Ende Juni 2013 den EU-Beitritt Kroatiens begleiten. "Höhepunkt wird die glagolitische Messe von Leo Janáek sind", freut sich Intendant Michael Fendre auf die Aufführung mit "native speakern" (Ivan Goran Kovai Chor und Radiochor Zagreb Slowenischer Kammerchor). Der Janáek-Fan hat zudem herausgefunden, dass etliche der französischen Könige namens Louis in Reims auf die glagolitische Schrift schwören mussten.

Mit 200.000 Euro stellt die EU die Hälfte des Budgets für das Zweijahresprojekt, das heuer im Herbst mit Seminaren und Kongressen rund um die Glagoliza beginnt. Derzeit steckt Fendre im Endspurt der Vorbereitungen für den ersten Teil des Festival Kvarner 2012 (1. bis 10. Juni mit Jordi Saval, Nigel Kennedy, L'Arpeggiata, Accordone u. a.). Anfang September realisiert der 38-Jährige in Opatija sein Langzeitprojekt, die Haydy-Oper "Armida", als Dirigent des Orchester Purpur.

Zwischendurch lernt Fendre eifrig Kroatisch. Dass seine kroatischen Partner so gut Englisch und Deutsch sprechen, wirft ihn allerdings regelmäßig ein bisschen zurück.