Es gibt sie, selten, aber doch: Erfolgsgeschichten, die wie ein Märchen klingen. Die jüngste haben Kristina Schinegger und Stefan Rutzinger vom österreichischen Architekturbüro soma zu erzählen. Ein von ihnen geplantes, 36 Mio. Euro teures und 6.900 Quadratmeter großes Gebäude ist der zentrale Themenpavillon der EXPO 2012 in Südkorea.

2009 hatten sich die beiden Absolventen der Universität für Angewandte Kunst in ihrem Wohnzimmer an einen Wettbewerbsentwurf für Südkorea gemacht - ohne je zuvor auch nur ein einziges Gebäude errichtet zu haben. Nun bricht Rutzinger am Mittwoch nach Yeosu auf, wo am Freitag die Weltausstellung eröffnet wird.

"Es fühlt sich für uns nicht falsch an - auch nicht von der Größe des Projekts", antwortet Stefan Rutzinger beim APA-Besuch in den einfachen Arbeitsräumen in Wien-Leopoldstadt kurz vor seiner Abreise auf die Frage, ob er sich nicht gelegentlich zwicken müsse, um festzustellen, ob er nicht doch träume. "Zu Beginn wird man schon ein wenig überrollt, weil man mit ungewohnten Dingen konfrontiert wird - mit PR-Arbeit etwa, oder mit internationalen Vertragsverhandlungen. Aber jetzt fühlen wir uns ganz wohl damit. Und wir würden gerne nachlegen."

Das Selbstbewusstsein, das der 1977 geborene Innsbrucker dabei an den Tag legt, wirkt gänzlich entspannt. Ein Los Angeles-Aufenthalt als Schindler-Stipendiat sowie ein Studienaufenthalt an der Bartlett School of Architecture London habe ihm und seiner aus Klagenfurt stammenden, um zwei Jahre jüngeren Partnerin Schinegger "den Twist gegeben", sich etwas zuzutrauen, Südkorea-Erfahrung ihrer Büro-Partner Günther Weber und Martin Oberascher habe zusätzlich manches erleichtert.

Leicht dürfte es den südkoreanischen Bauherren dennoch nicht gefallen sein, zu realisieren, dass sie einem gänzlich unerfahrenen Quartett aus Österreich, das weder ein Büro noch eine eigene Website hatte, im Wettbewerb gegen 135 internationale Einreichungen das wichtigste Gebäude ihrer Weltausstellung anvertraut hatten. Noch dazu, wo das Thema der Expo ("The Living Ocean and Coast") nicht eben als ein ur-österreichisches gelten kann. "Bei den ersten Pressekonferenzen war das gleich eine Frage: Wie schaffen wir es als Vertreter eines Binnenlandes, das Thema Meer so gut auszudrücken?", lacht Rutzinger. "Ein Präsentator ist uns dann zu Hilfe gekommen und hat gemeint: Weil wir so intensiv davon träumen..."