Das Kriegsbeil zwischen Rechnungshof und den Salzburger Festspielen ist begraben. 85 Prozent der 91 direkten Empfehlungen an die Festspiele über umfassende Reformen im kaufmännischen, organisatorischen und rechtlichen Bereich "haben Wirksamkeit entfaltet", sagte Rechnungshofpräsident Josef Moser am Donnerstag nach der dreistündigen Sitzung des Rechnungshofausschusses des Nationalrates zur APA.

"Es wird sicher die größte Organisationsreform in der Geschichte der Festspiele, die ich als kaufmännische Verantwortliche durchführen muss", betonte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Nach Auftauchen von Malversationen bei den Osterfestspielen Anfang 2010 hat der Rechnungshof auf Ersuchen des Salzburger Landtages den Festspielfonds von November 2010 bis Februar 2011 unter die Lupe genommen. Als Prüfungszeitraum galten die Spielzeiten 2004/05 bis 2009/10. Der am 17. Jänner 2012 präsentierte Prüfbericht listete "massive Mängel" in der internen Revision, im Controlling und Rechnungswesen auf.

Die organisatorischen, wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen seien äußerst rudimentär vorhanden, hatte Moser erklärt. Um sicherzustellen, dass ein Wall gegen allfällige Malversationen aufgebaut werde, empfahl Moser die Einführung von klaren Befugnissen im Sinne einer Corporate Governance.

85 Prozent der Vorschläge des Rechnungshofes sind bereits umgesetzt oder werden derzeit umgesetzt. Obwohl schon die bisherige Form der Rechnungslegung laut Salzburgs LHStv. Wilfried Haslauer (V), Vorsitzender des Festspielkuratoriums, gesetzlich in Ordnung war, folgen die Festspiele den Empfehlungen des Rechnungshofes und werden das Rechnungswesen nach dem Unternehmensgesetzbuch (UGB) modernisieren. Die Bilanzierung wird noch in diesem Geschäftsjahr mit einer doppelten Buchführung abgerechnet, und in Zukunft soll es auch einen Coperate Governance Kodex passend auf den Kulturbetrieb der Festspiele geben.