Kämpfen, bis der Arzt kommt. Von wegen Samtpfoten, diese virtuellen Kätzchen haben es faustdick hinter den Ohren. "Miststück", so der ruppige Songtitel, zu dem sich die Herrschaften von ShotShotShot wieder einmal in animierte Untiefen begaben, um für die Ärzte ein actiongeladenes Animations-Potpourri heraufzubeschwören.

Denn nicht zum ersten Mal versetzen die Protagonisten ihrer Videos ihre Umwelt in Angst und Schrecken. So hetzte ShotShotShot bereits im Jahr 2009 eine blaue Riesenspinne im Namen des K&Ö-Infected-Shops auf die Grazer. Das Monster spann seine Netze und verbreitete so ein unbekanntes Fieber, das die Murmetropole infizierte.

Stillschweigeabkommen

Seit zwei Monaten tüftelt die bunt zusammengewürfelte Truppe - Architekten, Infodesigner, Mediendesigner, um nur einige zu nennen - nun an dem Musikvideo für die Berliner Punk-Rock-Band. Strenges Stillschweigeabkommen und eigener Code-Name inklusive. Daniel Bauer: "Wir haben eben immer nur ,die Band' gesagt oder AC/DC. Hintergrund der Sache ist, dass Fans Songs ganz ohne Video auf Youtube stellen. Das heißt: Es gibt keine passenden Videos und auch die Band profitiert nicht davon. Das wollten die Ärzte auf diesem Wege umgehen", sagen Daniel Bauer (38) und Richard Techt (33), die ShotShotShot im Jahr 2007 ins Leben gerufen haben.

So forderte die Band schließlich 16 Agenturen in ganz Europa auf, sich zu den 16 neuen Songs des aktuellen Albums "auch" etwas Bildgewaltiges einfallen zu lassen. Quasi als Bastelset gab's fertige Aufnahmen von Bela B, Farin Urlaub und Rodrigo Gonzalez, mit denen man sich zur Stilbeschäftigung im digitalen Spielzimmer verbarrikadierte. "Eine weitere Vorgabe war auch, dass die Band gejagt wird. Das war selbstverständlich kein Problem für uns", so Techt. Den Rest der Geschichte durfte die jeweilige Agentur selbst weiterspinnen.

Western mit Katzen

Im Fall von ShotShotShot hörte man den Song in Dauerschleife und destillierte Ideen. Daniel Bauer: "Die Gitarre im Hintergrund hat uns gleich auf die Western-Schiene gelotst. Wie wir auf die Katzen gekommen sind? Einerseits sind Katzen eben echte Biester und andererseits wollten wir etwas zum Internetphänomen Katze machen. Da gibt's online so viele eigenartige Videos." Außerdem hat man noch eine Megaexplosion und ein magisches Amulett eingebaut. "Klar bringt man da die Sachen unter, die man schon immer einmal unterbringen wollte. Deswegen müssen wir auch ehrlich zugeben, dass es eher ein leichter Film geworden ist. Ein echter Bubenfilm eben."

Der "Bubenfilm" ist gemeinsam mit seinen 15 Kollegen auf der Videoplattform Youtube zu sehen. Bis dahin wurden die Streifen bereits in Galerien in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München der Öffentlichkeit vorgeführt.

Richard Techt: "Echte Fans haben über eine Stunde Material zu sichten." Aber nicht nur für Musikvideos taucht die Truppe in digitale Welten ab. "Der Großteil unserer Arbeit besteht aus Werbespots." Auszug aus dem Portfolio: Austrian Airlines, Bob und derzeit Euromillionen. Bauer: "Wir machen große Filme im kleinen Stil." Am 13. Juni machen die Ärzte übrigens einen Graz-Abstecher. Daniel Bauer: "Wir haben schon Einladungen bekommen, außerdem soll im Hintergrund unser Video laufen." Tourmotto zum 30-jährigen Band-Bestehen: "Das Ende ist noch nicht vorbei." Na, dann sollten die Herren nicht mit Wildwest-Katzen-Gangs kämpfen, denn die haben bekanntlich neun Leben in petto. Und da kann nicht einmal "die beste Band der Welt" mithalten.