Das deutschsprachige Fernsehen verliert demnächst seinen intelligentesten sowie bösesten Humoristen und gleichzeitig wird ein ganzes Genre beerdigt. Am Mittwoch gab Sat. 1 bekannt, dass die Late-Night-Show mit Harald Schmidt mit 3. Mai beendet wird. Der Grund ist, wie fast immer im Privatfernsehen, die Quote - hier zählen Zahlen und nur selten die Qualität.

690.000 Seher hat "Die Harald Schmidt Show" im Schnitt (36.000 Österreicher) und einen Marktanteil von mageren fünf Prozent. Auch "die Erhöhung der wöchentlichen Frequenz auf drei Ausgaben hat die Fangemeinde leider nicht ausreichend erweitern können", sagte Sat-1-Geschäftsführer Joachim Kosack. Dabei war Schmidt, nach einem glücklosen Ausflug zur ARD, erst im September wieder zum Sender zurückgekehrt. An frühere Glanzzeiten seiner ersten Sat-1-Ära (1995-2003) konnte er qualitativ wieder anknüpfen, an die Quote nicht. Damals schalteten regelmäßig über eine Million Deutsche ein. Der Trennung vorangegangen sein dürfte ein Streit mit dem Sender. Zumindest klingt die erste Reaktion von Produzent Fred Kogel danach: "Eine tägliche Late-Night-Show braucht vor allem Zeit. Wenn man darüber keine Einigung erzielen kann, hört man besser auf."

Folgt bald Thommy?

Ein Denkmal tritt mit 3. Mai ab, ein weiteres könnte bald folgen. Thomas Gottschalk grundelt auch nach der Überarbeitung seiner ARD-Vorabendshow noch immer bei 1,3 Millionen Sehern herum. Öffentlich-rechtliche Sender sind zwar geduldig, ziehen die Quoten bis zum Sommer jedoch nicht an, dürfte Gottschalk einen ruhigen Herbst verbringen. Ähnliches blüht auch Oliver Pocher, der seit dem Aus seiner Late-Night-Show bei Sat. 1 im Vorjahr derzeit nur als Gast in Shows auftritt.

Schmidt selbst dürfte seine Karriere beenden: "Wenn das (Anm. "Harald Schmidt Show") vorbei ist, dann ist es aus mit Fernsehen", sagte er im Herbst.

Porträt des Tages Seite 9