"Mister Philharmoniker“ wird man nicht auf Anhieb. Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
THOMAS PESENDORFER: Erst wollte ich Bildhauer werden und studieren, doch das ging sich für meine Eltern finanziell nicht aus. Mein heutiger Schwager hat mich dann darauf gebracht, dass es in Steyr die Graveurfachschule mit vierjähriger Ausbildung gibt.

Gab es dort verschiedene Ausbildungszweige?
PESENDORFER: Ja, Stahlschnitt, Gürtler, Graveur. Die Stahlschnitte waren für mich besonders interessant, weil es Herrn Blümelhuber in Steyr gab, einen großen Künstler, der zum Beispiel den Domschlüssel für den neuen Linzer Dom hergestellt hatte. Nachdem ich diesen Schlüssel gesehen hatte, war ich hin und weg. Die Schule selbst war nicht besonders, daher erwachte zu dieser Zeit mein Kunstinteresse. Mein Vater hatte eine Bastelwerkstatt, wo ich modellieren und zeichnen konnte. Werken und Zeichnen waren jene Gegenstände, jene schönen Stunden, die den Schulunterricht für mich erträglich machten.

Wie ergab sich dann der Weg zum späteren Beruf?
PESENDORFER: Als ich meinen Bundesheerdienst absolvierte, kam ein Brief von Hans Köttenstorfer, dem damaligen Chef des Hauptmünzamtes. Ich möge doch einmal vorbeikommen und meinen Arbeitsbogen mitbringen. Ein Professor in Steyr hat mich sehr ermutigt. Eine solche Chance, meinte er, würde es nur einmal geben. Also fuhr ich nach Wien, fand mich plötzlich in einer Umgebung von Vertragsbediensteten, Direktoren, Hofräten. Das Vorsprechen war erfolgreich.

Ihr erster Eindruck?
PESENDORFER: Eine tolle Arbeitsstätte, geräumig, die Kreativität hatte Vorrang. Momentan arbeiten wir zu dritt, ab Jänner zu viert. Es gibt keine direkte Sonneneinstrahlung, eher diffuses Licht. Das ist für unseren Job optimal. Man braucht immer Nordlicht, alle Ateliers sollten darauf ausgerichtet sein.

Was waren Ihre ersten Taten?
PESENDORFER: Man beginnt mit dem Graveurhandwerk, etwa mit der Anfertigung von Münzstempeln, dem Basismaterial für Prägungen. Die Anforderungen wurden größer, ich traute mir immer mehr zu. 1982 durfte ich eine 20-Schilling-Münze mit dem Motiv Joseph Haydn entwerfen. Als offizielles Zahlungsmittel. Mein Chef ging alsbald in Pension, und ich wurde für würdig befunden, die Nachfolge anzutreten.

Und der Philharmoniker wurde Ihr Meisterstück.
PESENDORFER: Das Hauptmünzamt wurde von der Nationalbank gekauft und Ende 1988 tauchte die Idee für eine Goldanlage, eine Goldbarrenmünze, auf. Die große Frage war: Was macht man drauf? Vorschläge waren der Stephansdom, Stift Melk, die oberösterreichische Goldhaube und – Musik. Die blieb für mich. Diese Idee setzte sich nicht zuletzt wegen der Chance für Auslandsverkäufe durch. Mir kam in den Sinn, dass wir viele berühmte Orchester haben. Ich schaute im Telefonbuch unter „Wiener Philharmoniker“ nach, ging hin, landete bei einer Dame im Büro, die etwas Schriftliches von mir wollte. Das ging aber nicht, weil ich doch quasi inkognito da war.

Und was ist dann passiert?
PESENDORFER: Am nächsten Tag klingelte bei meinem Chef das Telefon. Es sei jemand von den Philharmonikern, der mich bat, in sein Archiv zu kommen, um die Motive durchzuschauen. Als Gegendienst erbat er sich, die Österreichische Nationalbank, die im Besitz wertvoller Musikinstrumente sei, möge diese für den Philharmoniker-Nachwuchs zur Verfügung stellen. Gesagt, getan. Worauf der goldene Philharmoniker den Siegeszug um die Welt antrat.

Hatten Sie das erwartet?
PESENDORFER: Nie. Ich habe mich nur gewundert. Der Break-even wurde seither um ein Vielfaches übertroffen. Inzwischen haben wir zwischen 40 und 50 Millionen Silber-Philharmoniker verkauft, zwölf Millionen goldene.

Was ist von Ihrer Abteilung 2015 zu erwarten?
PESENDORFER: 100-Euro-Goldmünzen mit den Motiven Auerhahn, Fuchs, Steinbock, Gold-Fünfziger unter dem Moto „Klimt und seine Frauen“ und 10-Euro-Silbermünzen mit Hofreitschule, Stephansdom und Bundesheer, wobei beim Stephansdom die Rückseite von den Gewinnern eines Schülerwettbewerbs gestaltet wird.