Vergangenes Jahr war es offiziell so weit: Der Bologna-Prozess, die Umstellung der Uni-Abschlüsse auf Bachelor und Master, galt als abgeschlossen. Was eine Anpassung aller europäischen Universitätsabschlüsse sein sollte, endete in Österreich allerdings in einem Desaster.

Ein Blick in die AMS-Statistik zeigt: Der erste Titel, der neu geschaffene Bachelor, wird weder von der Wirtschaft noch von den Studenten anerkannt. 2010 gab es gerade einmal drei offene Bachelorstellen in der Steiermark und ebenso viele in Kärnten. Allerdings hält sich auch die Zahl der arbeitssuchenden Bachelors in Grenzen.

Die Erklärung dafür ist einfach: Der Großteil der Studenten gibt sich mit diesem Titel nicht zufrieden. Die Statistik Austria errechnete im März 2010, dass 80 Prozent der Studenten ein Masterstudium beginnen. Ein ähnliches Bild zeigt sich an den Universitäten in Graz und Klagenfurt. Auch wenn inzwischen mehr Studenten ein Bachelorstudium beginnen, liegt die Zahl jener, die nach dem Abschluss weiterstudieren bei 60 bis 80 Prozent.

Unzufriedene Unternehmen

Aber nicht nur bei Studenten ist der Bachelor unbeliebt. Auch Unternehmen sind mit den Absolventen unzufrieden. Gerhard Kowatsch, Mitarbeiter der Pressestelle der Wirtschaftskammer Steiermark bringt es auf den Punkt: "Die Ausbildung entspricht nicht den Anforderungen. Die Absolventen können zu wenig." Das sei auch der Grund, warum Master und Magister bessere Jobchancen hätten. Es bedürfe eine Verbesserung der Studienpläne, erklärt Gerhard Pagger von der Industriellenvereinigung Steiermark. Es könne nicht sein, dass man nur den ersten und den zweiten Abschnitt umbenennt, so Paggers Urteil über die Bachelor-/Masterstruktur.

Dennoch sieht er die Lage etwas differenzierter. In den betriebswirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fächern gewinne der Bachelor langsam an Akzeptanz. Im Bereich der Technik seien drei Jahre Ausbildung aber einfach zu wenig. Hier haben Master-Absolventen die besseren Karten. Pagger zieht auch einen Vergleich zu Deutschland, wo der Bachelor besser akzeptiert wird. "Dort gibt es keine HTL. Die Bachelors in Deutschland machen zumeist die Jobs, die bei uns ein HTL-Ingenieur macht."

Roswitha Jost, vom Jobservice der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, glaubt, dass der Bachelor noch eine Chance hat. "Es dauert einfach, bis der Titel in der Wirtschaft die nötige Akzeptanz hat. Es gibt noch recht wenige Bachelor-Absolventen." Sobald diese aber in eine Entscheidungsposition kommen, werde der Titel an Akzeptanz gewinnen.