Am 18. April vermeldeten Tierschützer der Organisation "Animals Angels" auf ihrer Website, dass im Niemandsland zwischen Bulgarien und der Türkei zwei Tiertransporter entdeckt wurden, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Tagen an der EU-Außengrenzen ausharren mussten. Die Herkunft der geladenen Kälber: Österreich.

Offenbar wegen fehlender Dokumente wurde den Fahrern die Weiterreise in die Türkei verwehrt. Haben die Tiere einmal EU-Boden verlassen, ist auch die Rückreise in die Union aus Sicherheitsgründen nicht mehr gestattet. Somit steckten die Lkw im Niemandsland fest.

Druck auf die Behörden

"Die Tiere leben noch, leiden aber unter Hunger und Durst, da es nicht möglich ist, sie an Bord der Fahrzeuge ausreichend zu versorgen. Sie können sich kaum bewegen und liegen auf einer dicken Schicht ihrer Exkrement", teilten die Tierschützer vor Ort mit. Zugleich machten sie Druck bei den Behörden und fordern ein generelles Verbot von Lebendtiertransporten in EU-Drittstaaten wie die Türkei.

"Das österreichische Unternehmen trifft in diesem Fall keine Schuld", erklärt der Veterinär und Experte für Tiertransporte Alexander Rabitsch. Die Tiere waren demnach zunächst für den Transport nach Ungarn bestimmt. Dort wurden sie mit Verzögerungen weiter verladen und in die Türkei geschickt.

Dass es bei derartigen Transporten häufig zu Verstößen gegen geltendes EU-Recht kommt, ist allen Beteiligten bekannt, reagiert wird allerdings nur selten. In Österreich werden vergleichsweise oft Kontrollen vorgenommen und auch entsprechende Strafen ausgesprochen. Das hat zur Folge, dass viele internationale Frächter Österreich meiden und teilweise deutliche Umwege in Kauf nehmen. Auch das geht wieder zulasten der Tiere, die dadurch noch längere Reisen ertragen müssen. Bei der Einreise in die Türkei spießt es sich oft, Wartezeiten von mehreren Tagen sind keine Seltenheit.

Beinahe zwei Wochen Qual

Im Fall der österreichischen Kälber vergingen zwölf Tage, bevor die Behörden reagierten. Erst am 22. April durften die beiden LKW zurück in die EU einreisen. Genauer nach Bulgarien, wo die völlig erschöpften Tiere schließlich geschlachtet wurden. Die Tierschützer sind frustriert und bezeichnen dies als die "schlechteste Entscheidung".

"Noch frustrierender ist die Tatsache, dass wir einen weiteren Lkw an der türkischen Grenze entdeckt haben, der bereits seit 13 Tagen dort festhängt", vermelden die Aktivisten von Animals Angels. Diesmal handle es sich um Kälber aus Belgien. Auch bei diesem Transport habe der Zoll Unregelmäßigkeiten in den Begleitdokumenten festgestellt und ihn festgesetzt.

MARE