Die Schleimspur der Afrikanischen Riesenschnecke zieht sich von den südlichen Vororten Miamis bis in den Bezirk Broward im Norden der Stadt. "Sie sind eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier und für die Landwirtschaft Floridas", sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, Mark Fagan. Für den Agrarsektor - mit etwa 91 Milliarden Euro Umsatz und Zehntausenden Jobs Floridas zweites wirtschaftliches Standbein nach dem Tourismus - steht viel auf dem Spiel. Denn die Schnecken fressen 500 verschiedene Pflanzenarten, darunter Erdnüsse und Melonen - und sogar den Putz von den Häusern. "Wir können es nicht zulassen, dass sie hier heimisch werden und sich weiter fortpflanzen", sagt Fagan.

Pro Schnecke und Jahr legen die Zwitter bis zu 1.200 Eier ab. Zudem sind sie riesig: Das größte in Florida gefundene Exemplar war fast 18 Zentimeter lang. Fressen sie infizierten Rattenkot, können sie einen parasitären Wurm übertragen, der eine seltene Form von Meningitis auslöst.

Die Tiere sind zäh

Der letzte Kampf gegen Riesenschnecken in den 1960er-Jahren in Florida dauerte zehn Jahre. Diesmal versuchten es die Behörden zunächst mit biologischen Pflanzenschutzmitteln - ohne Erfolg. Erst spezielle Schneckenbekämpfungsmittel mit Metaldehyd lassen die schleimigen Tiere in 95 bis 100 Prozent der Fällen verenden. Doch kriechen sie sogar auf Bäume, um die chemischen Kügelchen auf dem Boden zu vermeiden, wie die Wissenschaftlerin Mary Yong Cong vom Landwirtschaftsministerium frustriert berichtet. Zum Überwintern verschwinden sie monatelang im Boden, um dann in der Hurrikan-Saison, wenn es warm und feucht ist, wieder hervorzukriechen.

Regelmäßig werden Mitarbeiter mit Handschuhen und Rechen ausgesandt, um die Biester einzusammeln. Sogar eine Schnecken-Hotline wurde eingerichtet. Im vergangenen Jahr glaubten die Behörden die Plage schon unter Kontrolle. Doch dann entdeckten Bürger im September 5.000 Exemplare in und um ein Haus in Miamis wohlhabendem Vorort Pinecrest. Die Besitzer pflegten ihren grünen Rasen mithilfe von Sprinkleranlagen: "Es war ein Paradies für Schnecken", sagt Yong Cong.

Wie die Riesenschnecken nach Florida kamen, weiß niemand so genau. Manche glauben, sie würden für Rituale der afrokaribischen Volksreligion Santeria eingeschmuggelt, andere verweisen auf die Yoruba aus Westafrika, die angeblich zur Heilung bestimmter Gebrechen den Schleim der Mollusken trinken. Da der Besitz der invasiven Art in Florida verboten ist, bleiben solche Rituale im Verborgenen.

Bisher sind keine Krankheitsfälle bekannt, doch die Behörden warnen vor dem Verzehr der Schnecken. Seit kurzem setzen sie im Kampf gegen die gefährlichen Invasoren auch Spürhunde ein. Zwei Labradors sind im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums unterwegs. "Manchmal erhalten wir Tipps, dann gehen wir sofort auf die Suche", sagt Hundeführer Omar Garcia.

Insgesamt 158.000 Exemplare wurden in den vergangenen vier Jahren eingesammelt. Zuletzt töteten die Schneckenjäger im April eine größere Population in einem neuen Stadtviertel südlich von Miami. Entwarnung geben sie erst, wenn seit dem letzten Fund lebender Tiere zwei Jahre vergangen sind.