Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat am Donnerstag am Wiener Stephansplatz eine Protestaktion veranstaltet, um auf Tierleid aufmerksam zu machen. Konkret fordern die Aktivisten ein Verbot für sogenannte Jagdgatter. Bei dieser fragwürdigen Form der Jagd werden Wildtiere in Gefangenschaft gezüchtet, um dann für teils hohe Summen zum Abschuss freigegeben zu werden.

Das stärkste Argument der Jägerschaft für ihren Beruf ist jenes der Pflege von Flora und Fauna. Dieses findet hier keine Anwendung mehr. Es geht lediglich darum, Hobbyjägern einen bequemen Zugang zu ihren Trophäen zu bieten und daraus Profit zu schlagen. Bis zu 16.000 Euro müsse man laut VGT für den Abschuss eines Hirsches berappen. 3000 Euro koste das Töten eines großen Keilers.

Ein weiteres absurdes Detail in der Angelegenheit: Der Ex-Minister Josef Pröll, seines Zeichens Landesjägermeister in Niederösterreich, weiß um das Problem der Wildschwein-Überpopulation in Niederösterreich und billigt zugleich die Züchtung dieser Tier in Jagdgattern. "Völlig sinnlos und gegen jede ökologische Vernunft werden Überbesätze produziert und in Massakern vernichtet. Dabei warnt der niederösterreichische Landesjägermeister Pröll vor der Wildschweinplage - und produziert sie selbst", empört sich VGT-Obmann Martin Balluch.

Jagdgatter vor dem Wiener Wahrzeichen

Weiters prangert Balluch an, dass viele Tiere bei dieser Form der Jagd oft nicht gleich sterben, sondern ihren Verletzungen langsam erliegen und somit einen qualvollen Tod sterben. "Tierschutz steht doch als Staatsziel in der Verfassung. Mit Tierschutz hat das aber überhaupt nichts zu tun. Die Jagdgatter müssen daher verboten und aufgelöst werden, sie sind in einer modernen Gesellschaft nicht zu tolerieren", sagt der VGT-Obmann.

Bei der Protestaktion am Wiener Stephansplatz haben sich Tierschützer verkleidet um so auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Einige verkörperten - in ein eigens aufgebautes Jagdgatter gesperrt - Wildtiere. Zwei weitere verkleideten sich als Josef Pröll und Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly und stellten die Jagdszenen von einem Hochsitz aus nach.

Diese Aktion soll wachrütteln und ist zugleich der Startschuss für eine bundesweite Kampagne des VGT um ein Verbot für Jagdgatter zu erwirken. "Die große Mehrheit der Menschen steht hinter uns", gibt sich Balluch zuversichtlich.

MATTHIAS REIF