Es ist eine Ehrung, die man eigentlich nicht verschlafen sollte: Die Europäische Sumpfschildkröte ist am Montag zum Reptil des Jahres 2015 gekürt worden. Allerdings hat sie derzeit nicht viel von diesen Würden: Denn ihre Winterruhe dauert noch bis März. Die Sumpfschildkröte ist die einzige heimische Schildkrötenart, sie ist jedoch bedroht: Es gibt nur noch rund 1.500 Exemplare in Österreich.

Bedrohte Tierart

Die Bestände der Wasserschildkröte mit dem dunklen, flachen Panzer und den charakteristischen gelben Punkten gehen in ganz Europa zurück, hieß es in einer Aussendung. "Noch bis ins 18. Jahrhundert hat die Europäische Sumpfschildkröte die Flusslandschaften in ganz Europa besiedelt. Die Nutzung als Fastenspeise und die Zerstörung ihres Lebensraumes haben sie jedoch beinahe ausgerottet", erklärte Richard Gemel von der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), der die Wahl begleitet hat.

Die letzte österreichische Population ist in den Donau-Auen beheimatet. Die Sumpfschildkröte wird bis zu 60 Jahre alt, die Weibchen können eine Größe von bis zu 18 Zentimetern erreichen und bringen etwa ein Kilo auf die Waage. Die tagaktiven Reptilien verbringen den größten Teil des Tages mit Nahrungssuche im Wasser und bei Sonnenbädern auf Baumstämmen und am Wasserrand. Sinken die Temperaturen, vergraben sie sich für ihre Winterruhe im Schlamm.

Zur Eiablage suchen die Weibchen trockene Bereiche auf, graben eine Grube und verschließen diese nach verrichtetem Werk. Die Jungtiere schlüpfen im Herbst, überwintern aber meist noch im Nest. Zwar ist die Sumpfschildkröte weitverbreitet, ihre Bestände gehen aber dennoch drastisch zurück - vor allem aufgrund von verbauten Flusslandschaften und ausgesetzten, nicht-heimischen Schildkrötenarten.

Um ein Bewusstsein für gefährdete Arten zu schaffen, küren österreichische, deutsche und Schweizer Organisationen jährlich heimische Pflanzen und Tiere zu Arten des Jahres. Im Nationalpark Donau-Auen wird man sich u.a. mit eigenen Führungen dem ausgezeichneten Reptil widmen. Schon seit 1997 wird dort ein Artenschutzprojekt durchgeführt, bei dem etwa Gelege vor Fressfeinden wie Fuchs und Mader geschützt werden. Sind die Eier besonders ungünstig platziert, übernimmt der Tiergarten Schönbrunn das Ausbrüten. Die Jungtiere werden dann wieder in den Auen ausgesetzt.