Unscheinbare Ackerschmalwand-Pflanzen sind genetisch vielfältiger als Menschen, fanden österreichische Forscher mit Kollegen heraus. Sie haben bei mehr als tausend solcher Pflanzen, die im Alltag als Unkraut gilt, das Erbgut entziffert und verglichen. Dabei entdeckten sie auf der Nordhalbkugel eine Hauptpopulation und mehrere, verstreute Gruppen, berichten die Forscher im Fachjournal "Cell".

Die Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) ist die Lieblingspflanze der modernen Botaniker, und ihre Erbgut-Sequenz ist schon seit dem Jahr 2000 vollständig bekannt. Zusätzlich zu diesem "Referenzgenom" haben Forscher des Gregor Mendel Instituts für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit internationalen Labors im Rahmen des "1001-Genome-Project" nun die Erbgut-Sequenzen von 1135 weiteren Exemplaren veröffentlicht.

Vielfalt sichert Überleben

"Diese kleine, unscheinbare, aber extrem anpassungsfähige Graspflanze hat im Verhältnis mehr genetische Varianten als der Mensch", erklärten die Forscher um Magnus Nordborg vom GMI in einer Aussendung. Das sei wahrscheinlich nötig, weil sie nicht wie Menschen oder Tiere bei Umweltveränderungen einfach abwandern kann. Die hohe Vielfalt kann somit ihr Überleben sichern.

Auch über die Evolutionsgeschichte gaben die 1.135 Genome Auskunft. "Die große Mehrheit der Exemplare zählt zu einer Gruppe, die nach der letzten Eiszeit entstanden ist und sich dann rasch auf der Welt verbreitet hat", so die Forscher. Ihre Ausbreitung sei eng mit jener der modernen Menschen verknüpft. Außerdem gab es fünf genetisch unterschiedliche Ackerschmalwand-Gruppen, die als "Relikt-Populationen" zerstreut auf den Kanarischen und Kapverdischen Inseln, Sizilien, der Iberischen Halbinsel und im Libanon überlebt haben.