Die bizarren Landschaften auf dem Zielkometen der Raumsonde "Rosetta" könnten einer Theorie von Astronomen zufolge auf die Existenz von Mikroorganismen auf dem Kometen Tschuri hinweisen. Nach "Rosetta"-Beobachtungen sei der Komet 67P/Tschurjumov-Gerasimenko kein "tiefgefrorener, inaktiver Körper" sondern geologisch aktiv, so der Wissenschafter Max Willis in einer Erklärung.

Die Aussagen des Wissenschafters der Universität Cardiff wurde von der Royal Astronomical Society (RAS) verbreitet. Der Komet biete womöglich mikroskopisch kleinen Lebensformen bessere Bedingungen "als die Arktis und die Antarkis auf der Erde", hieß es darin.

Wallis und sein Kollege Chandra Wickramasinghe stellten ihre Theorie bei einem Treffen der RAS in Llandudno in Wales vor. Sie verwiesen auf die bereits vor Monaten erfolgte Entdeckung organischen Materials durch "Rosetta", das dem Kometen seine überraschend dunkle und nicht reflektierende Oberfläche verleihe und als "Hinweis auf Leben" gedeutet werden könne.

Eine Illustration von Rosetta auf Tschuri
Eine Illustration von Rosetta auf Tschuri © AP

Wickramasinghe vertrat in einer E-Mail an AFP die Auffassung, dass möglicherweise Mikroorganismen für die Entstehung von "Taschen mit Hochdruckgasen" unter der Kometenoberfläche gesorgt hätten, durch die das darüber liegende Eis gesprengt und organische Teilchen herausgeschleudert worden seien.

Die Auswertung von "Rosetta"-Bildern des Kometen hatten zuletzt ergeben, dass sich unter dessen Oberfläche offenbar große Hohlräume erstrecken, die nach und nach einstürzen. Die dabei entstehenden Schächte seien offenbar "ein typisches Merkmal von Kometen", hatte einer der Missions-Wissenschaftler damals erklärt.

Die "Rosetta"-Sonde hatte mit ihrem Landeroboter "Philae" im vergangenen Sommer nach zehnjähriger Reise ihren Zielkometen Tschuri erreicht und umkreist seither den kleinen Himmelskörper. Im vergangenen November landete das Minilabor "Philae" auf dem Kometen.