Es ist erstickend heiß, der Boden knochentrocken - und wegen einer seit vier Jahren anhaltenden Rekorddürre beschränkt ein neues Gesetz den Einsatz von Rasensprengern in Kalifornien. Trotzdem wollen sich viele Kalifornier nicht von ihren geliebten leuchtend grünen Vorgärten verabschieden. Statt zum Gartenschlauch greifen sie nun zur Sprühpistole.

Paula Pearson aus Escondido nördlich von San Diego gehört zu jenen Hausbesitzern, die nach der Verkündung von Zwangsmaßnahmen zum Wassersparen im April den Sprenger-Hahn abgedreht haben. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten - ihr Rasen dörrte aus und wurde gelb. Doch Pearson ist entschlossen, gegen die Natur zu kämpfen. "Wenn ich Gelb wollte, würde ich Steine in meinen Vorgarten legen. Gras sollte meiner Meinung nach grün sein!" verkündet sie kämpferisch.

Als sie zum ersten Mal von der Möglichkeit hörte, Rasen grün anzusprühen, hatte Pearson noch gelacht. Doch nun greift sie selbst zur Farbe. "Ich liebe es!", sagt sie, während der Angestellte einer Spezialfirma die dürre Rasenfläche vor ihrem Haus mit einer Mischung aus Wasser und natürlichen Pigmenten besprüht. "So sähe mein Gras aus, wenn ich es täglich bewässern würde. Ich bin begeistert."

Eine Frage des Stolzes

Schmucke Häuschen mit gepflegten Rasenflächen im Vorgarten sind tief in der US-Kultur verwurzelt und prägen die Vororte im ganzen Land. Die Gartenpflege ist eine Frage des Stolzes und kann auch über den Verkaufspreis von Häusern mitentscheiden.

"Wir Amerikaner wollen einen perfekten Rasen, er spiegelt die Persönlichkeit wider", sagt Jim Power vom Unternehmen Lawnlift, das sich aufs Rasen-Färben spezialisiert hat. "Es ist das Gleiche, ob jemand immer ein dreckiges Auto, ein unaufgeräumtes Haus oder einen toten und zugewucherten Rasen hat", ist er überzeugt. "Das zeigt einfach, dass jemand sich nicht um seine Sachen kümmert." Die Leute wollen, dass ihre Rasen hübsch aussehen - und Sprühfarbe sei "eine Sofort-Lösung für das Problem".

Das künstliche Grün ist ungiftig, hält zwölf Wochen und ist wasserfest - auch wenn dies angesichts der chronischen Trockenheit kaum nötig erscheint. Die Umsätze von Lawnlift sind laut Power binnen eines Jahres um 150 Prozent gestiegen - dank der anhaltenden Dürre.

Wasser sparen mit Wüstenpflanzen

Andere Hausbesitzer in den USA tauschen ihre Rasenflächen stattdessen gegen hitze-resistente Pflanzen wie Kakteen oder Agaven aus, die nur selten gegossen werden müssen. Die Stadt Los Angeles bietet Hausbesitzern Geld für jeden Quadratmeter Rasenfläche, der durch Wüstenpflanzen ersetzt wird. In San Francisco gibt es einen "hässlichster Hinterhof"-Wettbewerb, dessen Gewinnern eine Garten-Neugestaltung mit anspruchslosen einheimischen Gewächsen winkt.

Doch Lawnlift-Chef Power ist sich sicher, dass der typische grüne Rasen nicht aus der Mode kommt. "In den 70er-Jahren hatten wir schon mal eine ähnliche Hitzewelle, und die Leute haben ihre Rasen umgegraben, doch der Trend zum Gras kam zurück. Die Rasen-Mode wird bleiben."