Wissenschafter haben die unglaubliche Flugleistung eines Singvogels nachgewiesen. Die zwölf Gramm leichten Streifenwaldsänger ziehen jedes Jahr im Herbst von der nordamerikanischen Ostküste nach Südamerika.

Die Wissenschafter verfolgten die Flugrouten nun mit 0,5 Gramm schweren Peilsendern, wie es in einer am Dienstag veröffentlichte Studie hieß. Seit Jahrzehnten diskutieren Forscher darüber, ob die Streifenwaldsänger die gesamte Strecke über den Atlantik an einem Stück durchfliegen oder ob sie unterwegs an Land Pausen einlegen. Denn bei großen Vögeln wie Albatrossen ist bekannt, dass sie in der Luft gewaltige Strecken zurücklegen können. Sie haben aber sehr große Flügel - und können notfalls auf dem Wasser landen und ausruhen, wenn sie erschöpft sind oder durch Wind von ihrer Route abgetrieben wurden.

Anders ist es bei den nur tennisballgroßen Streifenwaldsängern, die bei einer Landung im Meer sofort untergehen würden. Um den Flug der Singvögel nachverfolgen zu können, stattete ein internationales Biologenteam 40 der Tiere im US-Bundesstaat Vermont und in der kanadischen Provinz Nova Scotia mit Mini-Peilsendern aus, die die Flugroute aufzeichnen. Die Tiere flogen zum Überwintern über Puerto Rico, Kuba und die Antillen nach Venezuela und Kolumbien.

2.500 Kilometer in drei Tagen

Als sie nach dem Winter wieder nach Nordamerika zurückkehrten, konnten die Wissenschafter laut der im britischen Fachmagazin "Biology Letters" veröffentlichten Studie fünf der Singvögel einfangen und die aufgezeichneten Daten auswerten. Tatsächlich hatten die kleinen Vögel in zweieinhalb bis drei Tagen eine 2.270 bis 2.770 Kilometer lange Strecke ohne Unterbrechung über dem Atlantik zurückgelegt.

"Das ist einer der längsten Flüge über Wasser ohne Unterbrechung, der jemals für Singvögel aufgezeichnet wurde", erklärte Studien-Mitautor Bill DeLuca von der University of Massachusetts in Amherst. Die Studie bestätige "eine der unglaublichsten Meisterleistungen" bei Zugvögeln und anderen Tieren auf diesem Planeten.