Neonazi feuerte mit Kalaschnikow-Nachbau in Menschenmenge

Der 27-jährige Amokläufer von Nenzing hat laut Auskunft der Polizei mit einem Nachbau einer Kalaschnikow geschossen. "Es handelt sich dum eine Kriegswaffe, die in Österreich verboten ist", sagte Chefinspektor Norbert Schwendinger bei der Pressekonferenz in Bregenz. Insgesamt habe der Mann mit rechtsextremem Hintergrund 30 Schüsse abgegeben.

Geschossen hatte er vom Parkplatz aus im Beisein seiner Lebensgefährtin. Die Polizei stellte am Tatort ein leeres Munitionsgehäuse sicher, das 30 Patronen fasst. Die Lebensgefährtin des Täters, mit der der 27-Jährige ein 17 Monate altes Kind hat, stand unmittelbar neben dem Mann, als dieser auf die Menschenmenge im Barbereich zielte. Laut Schwendinger flüchtete sie und meldete sich kurz darauf bei der Polizei und gab die Identität des Amokläufers bekannt. Sie sei psychisch sehr angeschlagen gewesen, konnte aber als erste einvernommen werden.

Einer der Verletzten, ein Mann Jahrgang 1962, befand sich Montag weiter in kritischem Zustand. Die anderen Verletzten waren stabil, berichtete die Polizei. Von den zwölf verletzten Konzertbesuchern hatte eine Person auf ärztliche Hilfe verzichtet, zwei Personen wurden bereits am Sonntag wieder aus dem Krankenhaus entlassen.

Rechtsextremer Hintergrund bestätigt

Gregor S. gehörte bis 2010 dem Skinhead-Neonazi-Netzwerk "Blood and Honour" an. Er war dem Landesamt für Verfassungsschutz bekannt. Seit 2010 sei der Mann - er arbeitete als Installateur und hatte mit seiner Partnerin ein 17 Monate altes Kind - nicht mehr aufgefallen, sagte der Stellvertretende Leiter des Landeskriminalamts, Stefan Schlosser. Zwischen 2005 und 2010 wurde er acht Mal rechtskräftig verurteilt. Es handelte sich dabei um die Delikte Körperverletzung und gefährliche Drohung, ebenso hatte er gegen das Waffengesetz verstoßen. Seit 2004 bestand gegen ihn ein Waffenverbot. 

Demnach überfiel er damals mit anderen Neonazis aus dem Umfeld der Vorarlberger "Blood and Honour"-Szene ein Punkkonzert in Bludenz. Die Täter waren mit Baseballschlägern, Pfeffersprays und Gaspistolen bewaffnet. Nach einigen Attacken nahm die Polizei die Truppe fest und zeigte sie wegen Körperverletzung an. Über Gregor S. wurde damals zusätzlich ein Waffenverbot verhängt.

2009: Massenschlägerei mit einem Toten

Neuorganisation der Vorarlberger Szene

Die Plattform "Stoppt die Rechten" beobachtete nun eine Neuorganisation der Vorarlberger Szene. Im November sollen Vorarlberger Neonazis an Demonstrationen in Spielfeld beteiligt gewesen sein und dort auch gewalttätige Aktionen gesetzt haben. Im Februar nahmen sie laut "Stoppt die Rechten" an den "Lichter für Österreich"-Kundgebungen von Asylgegnern in Dornbirn teil.

Anfang März gab es in Vorarlberg laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) ein Konzert der ungarischen Neonazi-Band "Indulat". Dieses hätte eigentlich in Thüringen über die Bühne gehen sollen, wurde dort aber angeblich von den Behörden unterbunden. Ungarische "Blood and Honour"-Aktivisten berichteten danach im Web, dass sie auf dem Weg nach Vorarlberg in Braunau am Inn einen Stopp machten, "damit wir das Geburtshaus unseres Führers besuchen" - mit Foto. In Vorarlberg gab es neben einem "Kameradschaftsabend" auch einen "kleinen Schießwettkampf, wo wir mit den österreichischen und Schweizer Kameraden unsere Fähigkeiten gemessen haben". Ob auch Gregor S. daran teilnahm, ist unbekannt.

Neonazi-Kontakte auf Facebook

Dass der 27-Jährige Teil dieser Szene war, ist allerdings evident. Seine Gesinnung ist auch an seinem Facebook-Konto erkennbar. Unter "Freunden" findet man laut "Stoppt die Rechten" fast alle Größen der Vorarlberger Neonazi-Szene. Unter "Gefällt mir" sind unter anderem die Holocaust-Leugner Ursula Haverbeck und Horst Mahler, die mittlerweile unbetreute Facebook-Seite der Neonazi-Plattform "alpen-donau.info", Teilorganisationen der "Europäischen Aktion" und die "Nationale Front" vermerkt.

Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) warnte unterdessen am Montag erneut vor einem dramatischen Anstieg rechtsextremer Straftaten und forderte einen Aktionsplan: "Wie viele Tote brauchen wir in Österreich noch, bis endlich ein Nationaler Aktionsplan gegen Rechtsextremismus in die Tat umgesetzt wird?", fragte Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ.