Im Fall der zwei im Traunsee bei Gmunden entdeckten Leichen hat sich der Schwerpunkt der Ermittlungen in die Heimat des toten Paares, Anton (72) und Hildegard (71) Sch., in das deutsche Bundesland Hessen verlagert. Die Wohnung in Kelsterbach gilt für die Staatsanwaltschaft Darmstadt als Tatort. Mit den Einvernahmen von Angehörigen und Bekannten wird Anfang kommender Woche begonnen, sagte Nina Reininger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Nachdem in der Wohnung der Eheleute Blutspuren entdeckt wurden, geht sie davon aus, dass der 72-jährige Mann dort seine um ein Jahr jüngere Frau erdrosselt und ihren Leichnam zerteilt hat, bevor er sich später in Oberösterreich das Leben nahm. Über das Motiv konnte Reininger am Donnerstag noch keine Angaben machen. Die Finanzermittlungen seien erst angelaufen. "Ich kann zu dem Fall daher nur wenig sagen, die Unterlagen aus Österreich liegen uns auch noch nicht vor", meinte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Darmstadt.

Auto in Salzburg entdeckt

Ermittler des Landeskriminalamts Oberösterreich  bestätigten inzwischen, dass der Wagen der Toten, ein blauer Opel Corsa, in der Innenstadt von Salzburg sichergestellt wurde. Die polizeilichen Untersuchungen seien im Laufen, hieß es in einer Pressemitteilung.

Auch der Tathergang ist noch nicht vollständig rekonstruiert. Als gesichert gilt, dass der Pensionist am 30. Dezember mit dem Auto und den in Koffern verpackten Leichenteilen sowie Reisetaschen an den Traunsee gefahren ist. In Gmunden übernachte er in Hotels. An welchem Tag er die sterblichen Überreste seiner Frau im Traunsee versenkt hat, ist noch nicht geklärt.

Koffer im See

Vergangenen Sonntagmittag fand jedenfalls ein Anrainer den ersten Koffer im See, ein Spürhund der Polizei später einen weiteren. Am Montag stießen Cobra-Taucher dann unweit der ersten beiden Fundstellen auf ein weiteres Gepäckstück. Darin befand sich, in Beton eingegossen, der Kopf der Frau. Zudem holten sie die Leiche des ertrunkenen Ehemannes aus dem rund fünf Meter tiefen Wasser am Ende eines Steges. An seinen Handgelenken waren mit Kabelbindern zwei Taschen befestigt, in denen sich "handelsübliche Granit-Leistensteine" und "persönliche Utensilien" befanden.

Alles deutet auf Mord und Selbstmord hin, daran ließ auch die zuständige Staatsanwaltschaft Wels keinen Zweifel. Offen war am Donnerstag, wann sich der Mann das Leben genommen hat und wie das Auto nach Salzburg kam.

"Silberhochzeit"

Der aufsehenerregende Kriminalfall spielt vornehmlich im deutschen Bundesland Hessen. Am 30. Dezember 2015 soll sich Anton Sch. (72) noch von seinen Nachbarn in Kelsterbach, nahe Frankfurt am Main, verabschiedet haben: Er fahre anlässlich seiner Silberhochzeit nach Salzburg, habe er laut deutschen Medienberichten erzählt.

Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau Hildegard vermutlich schon tot. Erdrosselt mit einem Seil, in sechs Teile zerstückelt und in zwei Koffer verpackt. Den Kopf seiner 71-jährigen Ehefrau hat der Deutsche laut Ermittlern in Beton gegossen und in eine Tasche gepackt.

Erst später selbst gerichtet

Warum Anton Sch. sich auf den Weg ins gut 500 Kilometer entfernte Österreich gemacht hat, ist noch unklar. „Am 30. Dezember reiste er jedenfalls nach Gmunden, wo er die nächsten Tage in Hotels verbrachte“, sagt Gisbert Windischhofer vom Landeskriminalamt (LKA) Oberösterreich. Wann genau Anton Sch. sich dazu entschlossen hat, die sterblichen Überreste seiner Frau im Traunsee zu versenken, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sich der ehemalige Vorsitzende eines Karnevalvereins erst dann das Leben genommen haben könnte, als die beiden Koffer mit den Leichenteilen seiner Frau am Ufer des Traunsees angespült worden sind. Die Polizei hält sich diesbezüglich noch bedeckt.

Details aus dem Eheleben

„Von den Nachbarn gibt es keinerlei Hinweise auf Streit“, sagt Nina Reisinger von der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Das Paar aus einer Vorstadt von Frankfurt am Main galt bei Bekannten und Nachbarn vielmehr als heiter und lebensfroh. Zumindest nach außen hin. Wie deutsche Medien berichten, soll der 72-Jährige allerdings ein Alkoholiker – er und seine Frau spielsüchtig gewesen sein. Der Kelsterbacher Lokalzeitung sagte Anton Sch. anlässlich einer Silvesterumfrage: „Ich habe keine Vorsätze mehr fürs neue Jahr. Es kommt sowieso immer anders als man denkt.“