Advent und Weihnachten – alles nur halb so schön ohne Kerzenschein. Ein aktueller Vorstoß der EU-Kommission bringt die Romantik zwar nicht in Gefahr, rückt den Umgang mit Docht und Wachs jedoch in ein neues Licht: Die Sicherheitsanforderungen für "Kerzen, Kerzenhalter, -behälter und -zubehör" sollen verschärft werden.
Auf insgesamt acht Seiten werden im Entwurf für die neue EU-Richtlinie Design, Standsicherheit, Brandneigung, etc. festgelegt – hinsichtlich des nahenden Advents bedeutet das Öl im Feuer für Gegner der EU-Überregulierungstendenz. Man erinnere sich an Normierungsversuche für Gurken, das ominöse Olivenkännchenverbot oder die Staubsauger-Causa. Der Vorstoß erhitzt die Gemüter, insbesondere weil EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker seine Amtszeit unter das Motto "In großen Dingen groß, in kleinen Dingen klein“ stellte. Es scheint, dass er derzeit weitaus brennendere Fragen auf EU-Ebene zu lösen gibt

Auszüge aus der entsprechenden Beschlussvorlage – der Vorschlag wird erneut geprüft – muten tatsächlich skurril an: So darf „die Flamme maximal eine bestimmte Höhe erreichen, Kerzen "dürfen nicht umkippen" und "die Verbrennungsgefahr durch das Berühren muss so gering wie möglich gehalten werden". "No na!", meldet sich da der Hausverstand.

Positive Aspekte

Erst auf den zweiten Blick entpuppt sich der Konsument als Nutznießer: So werden Blei- und Nickelverbindungen in Kerzen verboten und "es darf keine sichtbare Freisetzung von Ruß geben" – alles im Sinne der Gesundheit. Die EU-weite Regelung sei laut Brüssel auch notwendig, um Importe aus dem offenen Weltmarkt, wo der Zusatz von toxischen Inhaltsstoffen lockerer als geregelt ist, einzudämmen.
Ein Blick auf die Brandstatistik (2013) gibt der aktuellen Diskussion über die Sicherheitsanforderungen obendrein recht. 25.000 Tote infolge von Wohnungsbränden gibt es jährlich in der EU, mahnt Jörg Wojahn, der leitende Vertreter der EU-Kommission in Österreich. In vielen Fällen sind dabei Kerzen die Brandursache. Hierzulande ereignen sich 500 bis 800 Wohnungsbrände allein in der Advent- und Weihnachtszeit. Mehr als 1.270 Brände durch offenes Licht und Feuer mit rund insgesamt 55 Millionen Euro Schaden gab es laut Statistik der Österreichischen Brandverhütungsstellen 2013 in Österreich.