Die Klimaforscher Österreichs haben sich am Dienstag mit einem Appell an die Teilnehmer des Weltklimagipfels in Paris gewandt. "Es muss jetzt dringend gehandelt werden, die Zeit läuft uns davon", unterstrich Wolfgang Schöner, Obmann des Klimaforschungsnetzwerks Österreichs (CCCA).

Folgen bereits stark spürbar

Der "Österreichischen Sachstandsbericht Klimawandel 2014" und die Studie "Die Kosten des Nichthandelns" zeigen den Forschern zufolge, dass Österreich längst vom Klimawandel betroffen ist. "Österreich hat sich in den letzten 100 Jahren mit rund zwei Grad doppelt so stark erwärmt wie der globale Durchschnitt; und die Folgen dieser Veränderungen sind heute schon in unserer Lebensrealität sichtbar und spürbar", schrieben die Klimaforscher in ihrem Appell. Symbolhaft dafür seien etwa die Gletscher Österreichs, die seit 1980 deutlich an Fläche und Volumen verloren haben.

Die Kosten des Klimawandels in Österreich belaufen sich dem Aufruf der Forscher zufolge bereits heute auf jährlich rund eine Milliarde Euro. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts werden diese Kosten auf jährlich rund fünf Milliarden Euro steigen, wenn das heutige System beibehalten wird. Der weitere Anstieg an heißen Tagen treffe zudem vor allem ältere und kranke Menschen in Städten treffen, die Zahl der Hitzetoten könnte dadurch steigen.

Entschlossen gegen Klimawandel

"In der österreichischen Klimaforschungs-Community herrscht Konsens, dass wir uns mitten in einem vom Menschen beeinflussten Klima befinden, und dass die Konsequenzen des Nichthandels für die Erde sehr einschneidend sein werden", meinte Schöner. Das Klimaforschungsnetzwerk appelliert daher an alle Delegationen, besonders jedoch an die österreichische, "die historische Chance der Konferenz in Paris wahrzunehmen und als Vorreiter Maßnahmen gegen den Klimawandel in der Legislative zu konkretisieren. Die Politik muss dem Klimawandel ab sofort entschlossen entgegentreten."

Von Paris erwarten sich die Klimaforscher einen verbindlichen Vertrag, mit dem das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. "Die Trendumkehr kann nur in einem gemeinsamen Kraftakt der Industriestaaten, Schwellen- und Entwicklungsländer erreicht werden. Aus Sicht der Wissenschaft bedarf es eines globalen, ausgewogenen, ambitionierten und rechtsverbindlichen internationalen Vertrags zwischen den Staaten, aufbauend auf den Erfahrungen des Kyoto-Protokolls, doch mit strengeren Kontrollsystemen", forderten die Wissenschafter.