Mit zwei Schuldsprüchen ist am Mittwoch in Salzburg der Betrugsprozess gegen vier Mitglieder einer Patchwork-Familie zu Ende gegangen. Die 45-jährige Hauptangeklagte wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, den unbedingten Teil der Strafe von einem Jahr muss die fünffache Mutter im Gefängnis absitzen. Ihr 60-jähriger Ehegatte erhielt zwei Jahre Haft, davon sieben Monate unbedingt. Beide Urteile sind bereits rechtskräftig. Das Verfahren gegen den 23-jährigen Sohn und die 21-jährige Tochter der Frau aus erster Ehe wurde vertagt.

Die Frau soll gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann und zwei Kindern aus erster Ehe unter anderem Luxusautos bestellt und Häuser gekauft, aber nicht bezahlt haben. Dafür gaukelte die Angeklagte sogar eine 250 Millionen Euro schwere Schenkung von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz vor.

"Es war immer die gleiche Masche", sagte Richterin Barbara Bachlechner. Das Paar hatte kein Geld, kaufte aber gerne ein: Gartenmöbel, Textilien, Fahrräder, teure Gemälde, später auch Grundstücke und Immobilien. Mehrfach bestellte das Duo Luxusautos - und fuhr bis zur Lieferung mit zur Verfügung gestellten Mietwagen herum. Stets versprach das Ehepaar zu zahlen, reagierte auf spätere Urgenzen aber nur mit Vertröstungen. Die meisten Verträge wurden letztlich von den Verkäufern storniert, weil das Geld ausblieb.

Mercedes für den Sohn

Zuletzt bestellte das Paar im Vorjahr für den 23-jährigen Sohn der Angeklagten bei einem renommierten Salzburger Autohaus einen Luxussportwagen. Für die Sonderedition des Mercedes SLS AMG GT wurden stolze 301.190 Euro fällig. Die Auslieferung erfolgt zwar in der Regel erst nach Bezahlung, durch einen Fehler in der Buchhaltung wurde der Wagen trotzdem übergeben. Mahnungen des Autohändlers blieben erfolglos, erst als der Sohn den Mercedes zwei Monate später wegen eines kleinen Defektes zur Reparatur brachte, konnte der Renner wieder einkassiert werden.

Alleine gegen die angeklagte Mutter sind 127 Exekutionsverfahren anhängig, die bis in die 1990er-Jahre zurückreichen. Und sie hat mehrere einschlägige Vorstrafen. "Das Paar hat einen Lebensstil gepflogen, der hinten und vorne nicht mit der Einkommenssituation der Familie zusammen gepasst hat", betonte Staatsanwältin Katharina Dirisamer. Die Frau bezog rund 1.000 Euro Karenzgeld im Monat, ihr 60-jähriger deutscher Ehemann gerade einmal 200 Euro für einen geringfügigen Job. "Nachgejagte Lebensvorstellungen", mutmaßte Dirisamer über das Motiv.

Ihr Mann sagte vor Gericht, er habe von den Vorstrafen seiner Frau nichts gewusst. Der studierte Wirtschaftswissenschafter hatte die Salzburgerin über eine Partnerbörse im Internet kennengelernt und war 2011 kurz nach dem Tod seiner ersten Frau von München nach Salzburg gezogen. Seine Firma stand damals kurz vor der Insolvenz. Seine neue Frau machte ihm dann vor, finanziell helfen zu können. Sie sei eine Freundin von Dietrich Mateschitz, der sich finanziell am Unternehmen beteiligen wolle. Telefonischen, schriftlichen oder gar persönlichen Kontakt mit dem Red-Bull-Boss habe es freilich nie gegeben. "Das lief alles über meine Frau. Mateschitz ist ja als kontaktscheu bekannt", sagte der Mann.

Schenkungsurkunde

Zugleich erzählte die Frau, dass ihr der Red-Bull-Chef eine namhafte Summe geschenkt habe. Tatsächlich fanden Ermittler bei einer Hausdurchsuchung eine notariell beglaubigte Schenkungsurkunde über 250 Millionen Euro vor. Nur kannte der besagte Notar den Schenkungsvertrag gar nicht - und auch Mateschitz versicherte gegenüber der Polizei, nie mit der Frau zu tun gehabt zu haben.

Stutzig wurde der Ehemann selbst dann nicht, als das Geld von Mateschitz ausblieb und seine Firma pleiteging. "Mein ganzes Vermögen und meine Altersversorgung sind weg", sagte er am Mittwoch - und bekannte sich dennoch schuldig. "Ich habe fahrlässig und unkritisch Dinge geglaubt. Aber ich habe meine Frau nie als Lügnerin und Betrügerin in Erwägung gezogen. Ich liebe sie. Wenn man überzeugt ist, viele Millionen am Konto zu haben, gibt es keinen Grund, kein Auto zu kaufen."

Wie Verteidiger Karl Wampl sagte, leide die Frau einem Gerichtsgutachter zufolge an einer Persönlichkeitsstörung. "Sie wollte ihrer Familie eine heile Welt vorspielen. Ich habe den Verdacht, sie war selbst von der Schenkung überzeugt." Die gefälschten Urkunden seien nie für den Geschäftsverkehr gedacht gewesen: "Ziel war es, ihrem Mann zu versichern, dass das Geld von Mateschitz kommt."

Das Ehepaar zeigte sich am Mittwoch reuig, die beiden mitangeklagten Kinder nicht geständig. Der Sohn habe laut Wampl etwa geglaubt, der Mercedes sei abbezahlt worden. Die Angeklagte - sie hat mit ihrem Mann zwei kleine gemeinsame Kinder (sechs Monate, zweieinhalb Jahre) und saß mit diesen zuletzt in U-Haft - will den angerichteten Schaden übrigens gutmachen. Wie sie sich das vorstelle, wollte die Staatsanwältin wissen. "Mit einer Schenkung", meinte die 45-Jährige. Von wem das Geld kommen soll, wollte sie am Mittwoch dann aber nicht sagen.

Das Urteil wurde für den späten Nachmittag erwartet.