Von den 34 Verletzten haben sich am Sonntag noch drei Erwachsene in kritischem Zustand befunden. Zwei Kinder sind nach wie vor im LKH auf der Intensivstation, ihr Zustand sei aber stabil, hieß es seitens des Spitals. Nach der Amokfahrt am Samstag schwebten sechs Menschen in Lebensgefahr.

Mikl-Leitner hat am Sonntagvormittag die Tatorte in der Grazer Innenstadt besucht. "Die Grazer Innenstadt ist wie eine offene Wunde", sagte sie sichtlich bewegt. Die Ministerin verharrte in Begleitung der steirischen und Grazer Polizeispitzen vor der Stadtpfarrkirche und der Bank in der Herrengasse, wo ein Kind und ein Frau ihr Leben verloren hatten, und legte zwei weiße Rosen nieder. Dann sprach die Ministerin mit Augenzeugen und einem Arzt, der wie viele andere in der Innenstadt unmittelbar nach der Amokfahrt den Opfern Erste Hilfe geleistet hatte.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ließ sich am Sonntag in der Polizeiinspektion Schmiedgasse in Graz die Festnahme des Täters schildern. Vor der Presse auf dem Hauptplatz sagte sie: "Es ist einfach unfassbar, was hier passiert ist. Es ist nicht entschuldbar". Die Ministerin zeigte sich beeindruckt vom raschen Einsatz der Rettungskräfte. Amokläufe könne man nie zu hundert Prozent verhindern.

Wie bei dem Besuch Mikl-Leitners zudem bekannt wurde, hat sich der mutmaßliche Amokfahrer entgegen einiger Darstellungen vom Samstagnachmittag nicht freiwillig der Polizei gestellt und ist zu diesem Zweck in die Polizeiinspektion Schmiedgasse marschiert. Polizisten holten ihn aus dem Wagen und nahmen ihn fest.

Am Sonntag soll erneut versucht werden, den Lenker zu befragen. Bisher war das aufgrund seines psychischen Zustandes nicht möglich, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Kroschl, auf APA-Anfrage. Der Zustand er Schwerverletzten war zunächst unverändert.

Nachdem der Amokfahrer festgenommen und ins Polizeianhaltezentrum gebracht worden war, wurde er untersucht. Der Mann konnte allerdings nicht einmal der behandelnden Ärztin einige Fragen beantworten, eine Einvernahme durch die Polizei war überhaupt unmöglich. "Es wird heute noch einmal versucht, ihn zu befragen", meinte Kroschl. Der 26-Jährige soll aber im Laufe des Tages auf jeden Fall in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert werden.

Der klinische Psychologe Salvatore Giacomuzzi geht von einer geplanten Tat aus. "Alleine die Tatsache, dass der Mann gezielt auf Passanten zuraste, sie verfolgte und immer wieder Menschen überfuhr, deutet darauf hin", sagte er am Sonntag zur APA.

Der Innsbrucker Experte betonte, dass jegliche Schlüsse und Spekulationen, die derzeit über den Mann angestellt würden, lediglich auf der Basis der bisher bekannten Details - also dass der 26-Jährige nach einem Fall von Gewalt in der Familie weggewiesen wurde - gezogen werden können. Die Vorgehensweise des Mannes deute aber darauf hin, dass es sich um keine Schizophrenie oder Depression gehandelt habe. "In diesem Fall würde man sich eher zurück ziehen und um den Zusammenbruch der Familie trauern", meinte er.

Die Stadt Graz hat ein Kondolenzbuch für die Opfer der Amokfahrt eines 26-Jährigen am Samstag in der Grazer Innenstadt aufgelegt. Gegen 12.30 Uhr am Sonntag waren bereits über 2.500 Einträge vorhanden, aus allen Bundesländern, aber auch aus Deutschland, China, aus der Schweiz, aus Schwedens Hauptstadt Stockholm oder aus dem australischen Brisbane.

Die Menschen wünschten Angehörigen und Betroffenen durch die Bank viel Kraft und drückten ihre Fassungslosigkeit über die Geschehnisse aus. Manche schrieben ein Gedicht ins Online-Buch. Ein Beitrag war auf Bulgarisch verfasst - Darina Kandulkova schrieb: "Aufrichtiges Beileid an die Familie des verstorbenen Kindes! Ich bete für euch alle, es gibt keinen stärkeren und untröstlichen Schmerz. Gott verzeih, unschuldige Seele ... mit Respekt." Das Kondolenzbuch ist unter erreichbar.