Ab dem Schuljahr 2016/17 werden über die Schulbuchaktion in Oberstufen-Klassen erstmals auch digitale Versionen gedruckter Bücher angeboten. Das soll nicht nur leichtere Schultaschen bzw. Rucksäcke, sondern auch Veränderungen des Unterrichts bringen, hieß es bei der Präsentation von "Digi4School" am Donnerstag. Im ersten Schritt können die Bücher jedoch nicht mehr als die Druck-Versionen.

Bei dem Vorstoß handle es sich aber nicht um den Beginn der Ablöse von Schulbüchern in ihrer herkömmlichen Form, betonte die für den Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), aus dem die Schulbuchaktion jährlich mit etwa 106 Mio. Euro gespeist wird, verantwortliche Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Es brauche mehr Initiativen, um digitale Kompetenzen auch an Schulen zu vermitteln, denn Studien würden zeigen, dass Österreich bei den IKT-Fähigkeiten nicht zur Spitze gehöre. Das Angebot sei als weiterer Schritt "aus der Kreidezeit" zu sehen, so Karmasin.

Keine Mehrkosten für Eltern und Schüler

Im Rahmen der Schulbuchaktion sind für das Projekt etwa 850.000 Euro veranschlagt. Die darüber hinaus gehenden Kosten kommen von der Schulbuchwirtschaft respektive den Verlagen. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) betonte, dass durch die Aktion "keine Mehrkosten für Eltern und Schüler entstehen".

Dass es in Österreich bisher kaum digitale Angebote für Schulen gebe, sei nicht richtig. Vier von fünf Schülern nutzen bereits eine geschützte virtuelle Lernplattform, und an Neuen Mittelschulen ist E-Learning ein definierter Schwerpunkt, so auch in der neuen Lehrerausbildung, erklärte Heinisch-Hosek.

Gerätefrage

Klar sei, dass nicht jeder Schüler über geeignete tragbare Endgeräte wie etwa Tablets verfüge. "Längerfristig müssen wir uns daher auch der Gerätefrage stellen", so die Bildungsministerin. Es handle sich hier auch um eine "soziale Frage", denn die Kosten könne man nicht den Eltern "umhängen". Eine mögliche öffentliche Finanzierung hänge eng damit zusammen, welche Wege man im Zuge der anstehenden Verhandlungen über die für spätestens Herbst angekündigte große Bildungsreform beschreiten wird. Ein zentraler Punkt sei eben, wer künftig die Trägerschaft der Schulen übernehme und damit auch für die Schul-Budgets zuständig sein wird.

Abseits dieser weiterführenden Überlegungen gelte es nun, das neue Angebot an die Schulen zu bringen, sprich "das Thema groß hinaus zu tragen", wie es Karmasin ausdrückte. Es werde daher auch Informationskampagnen der Schulbuchverlage geben.

Herausforderung für Schulbuchwirtschaft

Für die Schulbuchwirtschaft sei dieser neue Zugang eine Herausforderung, so der Verlagsvertreter Georg Glöckler. Weniger herausfordernd sollte es für die Schüler sein, sich auf der Online-Plattform zurechtzufinden und in den E-Versionen ihrer Schulbücher zu manövrieren. Darauf habe man bei der Umsetzung geachtet. Die Schüler können mit Codes auf "ihre" Bücher in ihrem virtuellen Regal auf der Plattform über jedes Betriebssystem zugreifen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Kommentare an beliebigen Stellen im Buch einzufügen.

In diesem ersten Schritt unterscheiden sich die digitalen Inhalte aber nicht von den gedruckten Versionen. Das sei noch ausbaufähig, so Karmasin, die auch neue Möglichkeiten zu Präsentation der Lerninhalte ins Spiel brachte. Nach erfolgter Umsetzung in der Sekundarstufe II soll diese Frage in einer Evaluierung der Initiative erörtert werden. Im Zuge dessen soll auch über die Erweiterung des Angebots auf die Pflichtschulen - ausgenommen die Volksschulen - entschieden werden.