Statistiken sind nicht dazu geeignet, Flugängste verschwinden zu lassen. Im Vorjahr gab es bei 33 Millionen Flügen mit 21 Abstürzen so wenige wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1946. Rund 3,3 Milliarden Passagiere hoben 2014 ab, 990 kamen dabei ums Leben. Aber Zahlen können menschliche Urängste wie die vor Höhen nicht nehmen: 25 Prozent der Österreicher leiden unter Flugangst und steigen entweder gar nicht oder mit einem mulmigen Gefühl in den Flieger.

Viele der Betroffenen haben sich aber auch in diesem Sommer überreden lassen, mit Freunden oder der Familie wegzufliegen - und sind wohl seit der Buchung skeptisch. Der frühere Austrian-Pilot (1965 bis 2002) und Psychologe Peter Grössenbrunner unterscheidet zwei Gruppen: "Der  Flugnovize, der noch nie geflogen ist und Angst vor dem neuen Unbekannten hat. Und jemand mit Flugerfahrung, der durch Turbulenzen oder ein Gewitter – im schlimmsten Fall - eine posttraumatische Belastungsstörung erfahren hat – also etwas erlernt hat. Und wie man ein fehlerhaftes Verhalten erlernt hat, kann man es auch verlernen."

Lesen Sie sieben Tipps, wie Sie gegen Ihre Flugangst vorgehen können.

1.) Bereiten Sie sich auf den Flug vor und desensibilisieren sich.
Sobald sich die Angst vor dem nahenden Abflug ankündigt, laufen Sie davor nicht weg. Stellen Sie sich Ihren Urlaubsort vor, atmen Sie dabei gut und tief durch und zählen Sie beim Ausatmen langsam bis fünf. Wird konzentriert ausgeatmet, werden Geist und Psyche gesteuert und dadurch beruhigt. Sobald sich Beruhigung eingestellt hat, kann man wieder damit beginnen sich die Flugreise vorzustellen. So etwa wie Skifahrer, die fern der Piste ihre Rennläufe geistig durchgehen.

2.) Vermeiden Sie es, sich selbst zu beobachten.
"Bei Klaustrophobie und so genannten Panikattacken ist es ganz typisch, dass sich Menschen selbst beobachten und dabei feststellen: ,Tatsächlich, mein Herz schlägt rascher und jetzt noch rascher …‘. Und so geraten die Betroffenen in einen Kreislauf, der natürlich Angst auslöst", sagt Psychologe Peter Grössenbrunner. Also, beobachten Sie andere Menschen. "Wir sind Single Channel Operator – wir können nicht mehrere Gedanken gleichzeitig vollführen", so Grössenbrunner. Während man seinen Mitmenschen zusieht, lenkt man sich von sich selbst und seinen Gedanken ab. Das funktioniert lange vor dem Reiseantritt, am Flughafen und natürlich im Flugzeug. Wer einen Schritt weitergehen möchte, kann beobachten und das Beobachtete auch protokollieren.

3.) Vermeiden Sie Alkohol und Beruhigungstabletten.
"Das ist wie wenn man vor einer Angstsituation davonläuft – es entspannt und hilft, aber in die falsche Richtung", sagt Grössenbrunner und meint damit, dass Betroffene ihre Angst auf diese Weise nur verdrängen, aber nie loswerden.

Auch die Sicherheitshinweise zu lesen lohnt
Auch die Sicherheitshinweise zu lesen lohnt © APA

4.) Atmen Sie kontrolliert und tief durch.
Die Atemübung von Punkt 1 funktioniert natürlich auch an Bord. Atmen Sie aber stets länger aus als ein. Tiefe Atemzüge helfen Panikattacken zu vermeiden. Es helfen auch Anspannungsübungen während des Einatmens (für Sekunden Schultern hochziehen bzw. Füße oder Hände anspannen) - beim Entspannen wird lange ausgeatmet. 

5.) Suchen Sie sich Ihren Sitzplatz nach persönlichen Bedürfnissen selbst aus.
Wer sich weniger eingeengt fühlt, wenn er aus dem Fenster sehen kann, sollte diesen Platz wählen. Wer seine Beine gerne ausstreckt und zwischendurch gerne aufsteht, sollte sich auf einem Gangplatz gut aufgehoben fühlen. Nach einer etwaigen Notlandung, gelangt man von einem Gangplatz sicher schneller zum Notausgang. Es gibt Studien, die attestieren Plätzen im Heck größere Sicherheit und solche, die es jenen im Bug zusprechen. Sicher ist: Ein Platz über den Tragflächen lässt Passagiere die Flugbewegungen am wenigsten spüren.

Ein Sitzplatz über den Tragflächen gilt als bewegungsarm
Ein Sitzplatz über den Tragflächen gilt als bewegungsarm © Schrotter

6.) Schenken Sie dem Bordpersonal Ihre Aufmerksamkeit.
Lenken Sie sich während des Fluges ab, nicht aber während den Sicherheitsanweisungen der Flugbegleiter vor dem Start. Wie man einen Gurt schließt, mag Routine sein, nicht aber das Anlegen von Schwimmweste oder Sauerstoffmaske.

7.) Prägen Sie sich die Notausgänge ein.
Die Notausgänge an Bord sind deutlich gekennzeichnet. Prägen Sie sich die Lage genau ein und zählen Sie die Sitzreihen bis dahin. Das kann im Fall einer Notlandung und einhergehender Rauchentwicklung bei der Orientierung helfen.