Ein deutsches Paar, das mit einem Internet-Welpenhandel 270 Käufer um insgesamt 178.000 Euro geschädigt und im Mühlviertel rund 740 Tiere unter widrigen Bedingungen gehalten haben soll, hat sich am Dienstag in Linz vor Gericht verantworten müssen. Der Prozess wurde am Abend vertagt, weil noch weitere Zeugen geladen werden sollen.

Die 52-Jährige und ihr 43-jähriger Mann hatten vorher in Deutschland gelebt, wo die Frau seit 1994 Hunde züchtete. Nach Ärger mit den Behörden übersiedelte das Paar in den Bezirk Rohrbach, wo es einen Bauernhof kaufte und weitermachte. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden schweren und gewerbsmäßigen Betrug und Tierquälerei vor. Zucht- und Haltungsbedingungen, seien "unterhalb jeder hygienischen, gesundheitlichen und sozialen Anforderung" gewesen. "Die Angeklagten stellten die Profitgier über das Wohl der Tiere", fasste Staatsanwalt Reinhard Steiner zusammen.

178.000 Euro Schaden

Laut Anklage ließen die Angeklagten von Juni 2010 bis September 2013 insgesamt 724 Welpen chippen. Ein Tierretter vermutet, dass sie das verbotenerweise teils auch selbst gemacht haben könnten. 588 Tiere wurden über Internetplattformen großteils ins Ausland verkauft. 270 Käufer seien um insgesamt 178.000 Euro geschädigt worden. Die 63 Hunde, die bei einer Hausdurchsuchung am Hof gefunden wurden, hatten hochgerechnet je 2,5 Quadratmeter Platz, so Steiner. Die Behörden hätten die Sache zunächst recht "lasch gehandhabt", weshalb noch Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauchs laufen.

Die Frau soll sich um die Hunde und den Verkauf gekümmert haben. Ihr Mann habe in seinem Job als Lkw-Fahrer die Auslieferung übernommen, oft als Sammeltransport. Darüber hinaus wird dem Paar angelastet, auch mehrere Pferde nicht adäquat gehalten zu haben.

Der veterinärmedizinische Gutachter Reinhard Kaun zeichnete ein düsteres Bild vom Leben der Hunde am Hof der Angeklagten. Er bezeichnete die Stimmung als "Lagermentalität". Die Immunverstärker, die in großer Menge gefunden wurden, seien durchaus geeignet, die Tiere eine gewisse Zeit - etwa bis zum Verkauf - "im Lot zu halten". Ein Tierretter, der bei der Hausdurchsuchung dabei war, berichtete, dass Beamte aus einem Zimmer rannten, weil sie keine Luft mehr bekamen: "Der Raum war voller Ammoniak."

27 Welpen verendet

Die Aussagen der zahlreichen Zeugen ähnelten einander: Das Geschäft kam über eine Internet-Anzeige zustande. Die Hunde seien als gesund bezeichnet, rasch übergeben und anschließend krank geworden, lautete der Tenor. Auf Reklamationen sei nicht oder unwirsch reagiert worden. Laut Staatsanwaltschaft starben 27 Welpen nach kurzer Zeit. Eine Zeugin sagte, ihre Tierärztin vermute, dass der Hund für den Verkauf mit Antibiotika gesundgespritzt worden sei.

Das Paar bekannte sich nicht schuldig. Die Bedingungen seien nicht so schlecht gewesen, erklärte die Frau. "Ein Hund riecht, da kannst du putzen, was du willst." Ob ansteckende Krankheiten vorgekommen seien, wollte Vorsitzender Oliver Schoßwohl wissen: "Ich habe nichts bemerkt." Ihr Mann will bei der Auslieferung der Tiere auch nichts wahrgenommen haben.

Am Abend wurde der Prozess auf den 24. Juni vertagt. Es sollen noch weitere Zeugen gehört werden.