Mehr als doppelt so stark wie im globalen Schnitt ist die Erderwärmung bislang in Österreich ausgefallen. Im Jahresmittel sind die Temperaturen seit dem 19. Jahrhundert bei uns um rund zwei Grad angestiegen. Und das bleibt nicht ohne Folgen, wie ein aktuelles Forschungsprojekt zutage fördert. So könnten sich die jährlichen Schäden durch die klimatischen Veränderungen bis zur Mitte des Jahrhunderts in der Alpenrepublik auf bis zu 8,8 Milliarden Euro belaufen.

Das interdisziplinäre Projekt COIN (Cost of Inaction) untersuchte im Auftrag des Klimafonds, welche Kosten in Österreich entstehen, wenn der Klimawandel ungebremst fortschreitet. Die beteiligten 42 Wissenschaftler aus 18 österreichischen und europäischen Forschungsgruppen nahmen dafür mehr als ein Dutzend Sektoren unter die Lupe - von der Landwirtschaft über die Verkehrsinfrastruktur bis hin zum Tourismus. Gesamt genommen erwarten die Forscher bis zur Jahrhundertmitte direkte jährliche Schäden zwischen 4,2 und 5,2 Milliarden Euro, der Rahmen reicht allerdings bis 8,8 Milliarden. Und das sei kein Hoororszenario, sondern immer noch eine sehr vorsichtige Prognose, betont Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klimafonds. Bislang belaufen sich die klimawandelbedingten Schäden auf rund eine Milliarde Euro pro Jahr.

Weniger Nächtigungen

Besonders ernüchternd sind die Prognosen für die Wintertouristiker. Die Experten erwarten bis 2050 1,5 Millionen Nächtigungen weniger, weil die Schneesicherheit drastisch zurückgeht. Die Berechnungen dafür basieren auf einem mittleren Szenario, was bedeutet, das die Realität noch drastischer ausfallen könnte. Ein Touristenzuwachs ist dagegen für die Sommersaison zu erwarten, die sich durch die Erwärmung verlängert. Allerdings kann das Mehr an Sommergästen den Einbruch im Winter nicht annähernd aufwiegen.

Auch die Landwirtschaft muss sich auf harte Zeiten einstellen. Zwar steigen die Ertragspotenziale durch die längeren Vegetationsperioden an. Doch extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Hochwasser machen die Ernten immer öfter zunichte. So werden Hitzephasen, wie sie zur Jahrhundertmitte bereits jedes dritte Jahr auftreten, allein in der Landwirtschaft Produktionsausfälle von 1,3 Milliarden Euro pro Dürreereignis verursachen.

Die Umweltorganisationen Greenpeace und Global 2000 appellieren anlässlich des Berichts, die Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben. Die Kosten dafür seien wesentlich niedriger wie jene des Nichthandelns.