Der Zweitangeklagte hatte am Ende des ersten Verhandlungstages eine angebotene Diversion in Form einer Geldbuße angenommen.

Die Männer, damals und überwiegend noch heute Entscheidungsträger der Kwizda Agro GesmbH, hatten sich teilweise der fahrlässigen Beeinträchtigung der Umwelt schuldig bekannt, den Vorwurf eines Vorsatzes aber von sich gewiesen. Vielmehr habe man nach der Meldung über einen Austritt von kontaminiertem Abwasser am 13. August 2010 alles getan, die Schäden im Werk Leobendorf zu finden und zu beheben, und 11,3 Millionen Euro in die Sanierung investiert.

Undichtes Rohr

Man ging zunächst von einem undichten Rohr aus und schätzte offenbar die Dimension als gering ein. Tatsächlich ergab dann eine Dichtheitsprüfung ein schlechtes Ergebnis für die Anlage. Laut der Staatsanwältin wurde allerdings die Bezirkshauptmannschaft (BH) bis 2012 "bewusst im Unklaren über das Ausmaß gelassen". Rohre, Kanäle und - überfüllte - Abwasserbecken seien nicht gewartet worden. Dadurch gelangte mit Pestiziden kontaminiertes Abwasser aus der Produktion ins Erdreich und verschlechterte das Grundwasser - eine gesundheitliche Gefährdung habe nicht bestanden.

Vor der Eröffnung des Beweisverfahrens revidierte am Donnerstag der Geschäftsführer seine Verantwortung. Er gab zu, was er gestern noch bestritten hatte: dass nämlich gegenüber der Behörde lange Zeit doch "gemauert" wurde, wie es Richter Rainer Klebermaß ausdrückte. Der 60-Jährige räumte heute ein, dass er Befürchtungen hinsichtlich einer allfälligen Schließung der Produktion und deren Auswirkungen - u.a. Kundenverlust - gehabt hatte. Die Entscheidung, 2012 dann doch gegenüber der Bezirkshauptmannschaft das volle Ausmaß der Schäden zuzugeben und damit verbundene Konsequenzen zu tragen - "und damit auf den richtigen Weg zurückzukehren", so Klebermaß -, traf auch er, sagte der Geschäftsführer auf Richterfrage.

Der Privatbeteiligtenvertreter machte Ansprüche von vier Privatpersonen geltend. Darunter sei ein Ingenieur aus Korneuburg, der seit 2005 darauf aufmerksam gemacht hätte, dass mit dem Wasser "etwas nicht stimmt". In seinem Biotop seien regelmäßig die Fische eingegangen, auch Pflanzen gedeihten nicht. "Seiner Hartnäckigkeit ist es zu danken, dass wir heute hier sitzen", meinte der Anwalt.