Bei einem Selbstmordanschlag auf den Atatürk-Flughafen der türkischen Millionenmetropole Istanbul sind am Dienstag mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen.  Das sagte der Gouverneur von Istanbul, Vasip Sahin, dem türkischen Sender NTV. Justizminister Bekir Bozdag hatte zuvor in einer "ersten Bilanz" von zehn Toten gesprochen.  Dutzende sind zudem verletzt worden. Die Polizei evakuiert derzeit den Flughafen.

Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, Polizisten hätten vor der Sicherheitskontrolle am Eingang des Internationalen Terminals auf der Ebene für ankommende Passagiere das Feuer auf Verdächtige eröffnet. Zwei Selbstmordattentäter hätten sich in die Luft gesprengt.

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, es sei an zwei verschiedenen Orten am Flughafen zu Terrorangriffen gekommen. Minister Bozdag sagte, es gebe Informationen, wonach es auch am Eingang zur Metro am Flughafen eine Detonation gegeben habe.

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete zudem, der Ankunfts- und der Abflugbereich des größten Flughafens der Türkei seien vollständig gesperrt worden. Fotos vom Anschlagsort zeigten ein Bild der Verwüstung außerhalb des Ankunftsterminals, wo Passagiere gewöhnlich auf Taxis warten. Auf einem Foto war ein auf dem Boden liegendes Schnellfeuergewehr zu sehen.

Flugverkehr eingestellt

Der Flugverkehr ist vorübergehend komplett eingestellt worden. Alle Flüge würden bis Mittwoch früh um 08.00 Uhr (Ortszeit/07.00 MESZ) zu anderen Flughäfen umgeleitet, hieß es aus türkischen Regierungskreisen.

Der Atatürk-Flughafen ist der größte Flughafen der Türkei und hat in etwa ein Passagieraufkommen wie der Flughafen Frankfurt/Main. Er liegt auf der europäischen Seite Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Millionenmetropole liegt der kleinere Flughafen Sabiha Gökcen.

Nationalität der Opfer noch unbekannt

Westliche Sicherheitskreise vermuteten hinter dem Anschlag entweder die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - oder die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Über die Nationalitäten der Opfer gibt es noch keine Angaben, wie der österreichische Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstagabend auf Twitter mittteilte. Die österreichische Vertretungsbehörden seien mit den türkischen Behörden in Kontakt. Kurz sprach ebenfalls auf Twitter von einer "furchtbaren Terrorattacke". Sein Mitgefühl gelte "den Familien und Freunden der Opfer".

Tödliche Anschläge in der Türkei:

Seit Monaten wird die Türkei von einer heftigen Anschlagswelle erschüttert, hier die jüngsten Eriegnisse:

7. Juni. Bei einem Bombenanschlag gegen einen Polizeibus in Istanbul werden drei Menschen getötet worden. Eine Splittergruppe der kurdischen PKK bekannte sich zu dem Anschlag.

4. Mai. Anhänger der PKK zündeten eine Autobombe in der Stadt Diyarbakir. Drei Menschen wurden getötet.

Im März sprengte sich in einer Einkaufsstraße in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft. Vier Touristen wurden getötet. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag.

Ebenfalls im März werden bei einem Anschlag im Zentrum der Hauptstadt Ankara mindestens 37 Menschen getötet. Mehr als 120 weitere werden verletzt. Eine Selbstmordattentäterin hatte sich mit einem Auto nahe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt. Eine Splittergruppe der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), bekannte sich zu der Tat.

Februar 2016: Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Selbstmordattentäter. Die PKK bekennt sich zur Tat.

Jänner 2016: Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf Deutsche getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in die Luft. Der Attentäter gehörte nach Angaben der türkische Regierung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) an.