Der Urteilsspruch soll nach 18.00 Uhr bekanntgegeben werden, verlautete aus Justizkreisen. Der 55-Jährige, für den die Anklage eine Haftstrafe von 27 Jahren gefordert hatte, wartete unterdessen in seiner Wohnung in Meta di Sorrento in der süditalienischen Region Kampanien.

Sechs Monate Hausarrest nach Unglück

Bei dem im April begonnenen Berufungsverfahren war Schettino nie vor Gericht erschienen. Seine Verteidiger, die über Voreingenommenheit gegenüber ihrem Mandaten geklagt hatten, haben einen Freispruch gefordert. Erstinstanzlich war der Kapitän im Februar 2015 zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden.

Sollte Schettino erneut verurteilt werden, könnte er beim Kassationsgericht in Rom, der dritten und letzten Instanz im italienischen Strafsystem, Einspruch einreichen. Das Kassationsgericht überprüft Urteile der Unterinstanzen auf Rechtsfehler. Liegen welche vor, werden die Urteile zur Neuverhandlung an die zuständigen Gerichte zurückverwiesen.

Dem 55-Jährigen, der nach dem Unglück im Jänner 2012 fast sechs Monate unter Hausarrest verbracht hatte, werden mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierung, die Verursachung von Umweltschäden und falsche Angaben gegenüber den Behörden vorgeworfen. Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia hatte vor der Mittelmeerinsel Giglio einen Felsen gerammt und war gekentert. 32 der mehr als 4.200 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten.