Sind wir nun im "post-antibiotischen Zeitalter" angekommen, vor dem Mediziner seit Jahren warnen? In den USA ist erstmals ein sogenannter Super-Erreger festgestellt worden, der gegen alle Antibiotika resistent ist.

Bei einer 49-jährigen Frau aus dem Staat Pennsylvania sei bei einem Harnwegsinfekt ein E-Coli-Bakterium gefunden worden, gegen das kein Antibiotikum geholfen habe, teilte die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mit.

"Alptraum-Bakterium"

Selbst ein altes Antibiotikum, das bei diesen "Alptraum"-Bakterien üblicherweise wirke, habe versagt, erklärte CDC-Chef Thomas Frieden. Dieses Antibiotiklum war bereits 1959 auf den Markt gekommen, wegen seiner nierenschädigenden Wirkung wird es Menschen aber seit den 1980er-Jahren in der Regel nicht mehr verabreicht. In der Viehzucht ist sein Einsatz allerdings weit verbreitet, insbesondere in China. 

Das resistente Bakterium enthält ein Gen, das es immun gegen die Behandlung mit Antibiotika werden lässt. Zum weiteren Schicksal der Patientin wurde nichts mitgeteilt. Super-Erreger sind lebensgefährlich, töten aber nicht in jedem Fall. 

Das sogenannte Mcr-1-Gen wurde bereits in China und Europa festgestellt. Laut Frieden war die Patientin aus Pennsylvania nicht außerhalb der USA unterwegs.

"Medizinschrank ist leer"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits vor einiger Zeit vor einer "Rückkehr in Vor-Antibiotika-Zeiten" gewarnt, in denen sich schon geringfügige Infektionen oder Schnittverletzungen als tödlich erweisen könnten.

Auch der Chef des CDC warnt: "Wir laufen Gefahr, in einer post-antibiotischen Zeit zu leben." Schon jetzt gelte: "Der Medizinschrank ist für manche Patienten leer." 

Es müsse nun umfassende Bemühungen geben, damit auch künftige Generationen Antibiotika noch wirksam anwenden könnten. Frieden rief zudem zu mehr Forschung zur Entwicklung neuer Antibiotika und zu einem vernünftigeren Umgang mit den vorhanden Medikamenten auf.

Zehn Millionen Tote befürchtet

Erst vergangene Woche hatten Forscher zum weltweiten Kampf gegen multi-resistente Keime aufgerufen: Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könnten künftig zehn Millionen Menschen pro Jahr an Infektionen mit den resistenten Erregern sterben, berichten die Autoren einer Studie.

Bereits heute kommen demnach 700.000 Menschen pro Jahr durch Ansteckung mit resistenten Keimen ums Leben. Bis zum Jahr 2050 könne sich diese Zahl mehr als verzehnfachen. Sollten Antibiotika wegen der Resistenz der Erreger ihre Wirksamkeit verlieren, könnten wichtige medizinische Verfahren wie Kaiserschnitte und andere chirurgische Eingriffe zu gefährlich werden.

Das Forscher-Team um den britischen Ökonomen Jim O'Neill fordert in einem Zehn-Punkte-Programm unter anderem, den Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft weltweit einzuschränken und alle Resistenzen stärker zu überwachen.