Am Dienstag und womöglich auch bereits am Montag seien Bäume im Wald von Bialowieza gefällt worden, teilte die Umweltschutzorganisation mit.

Fällung zum "Schutz" des Waldes

Nach Angaben des polnischen Umweltministeriums soll so die Verbreitung eines schädlichen Borkenkäfers in dem Unesco-Naturerbe gestoppt werden. Die polnische Regierung und die Forstdirektion sprechen von Maßnahmen zum "Schutz" des riesigen Waldes, der Lebensraum für rund 20.000 Tierarten ist, darunter hunderte Bisons. Auch Europas größte Bäume, die 50 Meter hoch sind, stehen in Bialowieza.

Mögliche Verletzung von EU-Recht

Umweltschützer kritisieren die Fällungen als unsinnig und als mögliche Verletzung von EU-Recht. Umweltminister Jan Szyszko habe nicht begriffen, dass der Borkenkäfer ein "natürlicher Besucher" des Waldes sei, der "immer schon existierte und den der Wald überlebt" habe, sagte die polnische Greenpeace-Vertreterin Katarzyna Jagiello. Sie rief die EU-Kommission auf, einzuschreiten, bevor unumkehrbare Schäden angerichtet würden.

Szyszko hatte Ende März versichert, dass der von der Unesco geschützte Teil des Waldes nicht betroffen sein werde. Nach den von der Regierung genehmigten Plänen sollen im Wald von Bialowieza im Zeitraum von zehn Jahren mehr als 180.000 Kubikmeter Holz geschlagen werden. Das sind deutlich mehr als die bisher geplanten 40.000 Kubikmeter.

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Der Wald von Bialowieza gilt als Europas letzter Urwald. Er erstreckt sich über 150.000 Hektar entlang der Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Während der weißrussische Teil komplett als Nationalpark unter Schutz steht, ist auf polnischer Seite nur ein Teil Schutzgebiet. Der Wald zählt zum Weltnaturerbe der UN-Kulturorganisation Unesco. Eine Unesco-Delegation will sich Anfang Juni an Ort und Stelle ein Bild von der Lage machen.