Knapp die Hälfte aller Welterbe-Stätten sind durch Öl- und Gasbohrungen, Bergbau und illegalen Holzeinschlag in ihrer Existenz bedroht. Dies geht aus einem Bericht der Umweltschutzorganisation WWF hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Der Bericht zeige "klar auf, wie das Welterbe zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und zum Naturschutz beiträgt, beschreibt aber auch die aktuellen Bedrohungen dieser für die ganze Welt wichtigen Plätze", hieß es in einer Aussendung des WWF. Unter den bedrohten Stätten sind etwa das Barrier Riff in Belize oder der Virunga-Nationalpark in Afrika. "Wir müssen diese Stätten schützen, den sie schützen auch unser Leben", sagte der Generaldirektor des WWF International, Marco Lambertini.

Nach dem vorliegenden Bericht sind 114 von 229 Naturerbe-Stätten durch Konzessionen bedroht, die industrielle Aktivitäten erlauben. Zwei Drittel aller Stätten sind für die Wasserversorgung wichtig. Mehr als 90 Prozent des Weltnaturerbes sichert Arbeitsplätze und trägt durch Tourismus, Naherholung und nachhaltigen Ressourcenabbau zu den Volkswirtschaften der Länder bei. "Die weltweiten Naturerbe-Stätten sollten den höchsten Schutzstatus haben und dennoch ist es oft sehr schwierig diese wichtigen Regionen der Erdoberfläche zu schützen", warnte Lambertini.

Nachhaltige Entwicklungsziele

Insgesamt bedeckt das Weltnaturerbe fast 2,8 Millionen Quadratkilometer. Das entspricht etwa einem halben Prozent der Erdoberfläche. Elf Millionen Menschen hängen laut WWF vom Überleben dieser Stätten direkt ab, denn sie sorgen für Wasser, Nahrung, medizinische Versorgung, den Erhalt der Artenvielfalt und helfen den Klimawandel zu bekämpfen. Das Weltnaturerbe ist auch ein wichtiger Faktor, um die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen - 90 Prozent all dieser Stätten garantieren Arbeitsplätze.

Der WWF rief die Regierungen der Welt sowie die Unternehmen auf, langfristige Schutzziele über die kurzfristigen Profitziele zu stellen. "Statt dem Ausbau industrieller Aktivitäten braucht es nachhaltige Alternativen, um das Weltnaturerbe zu schützen", forderte die Umweltschutzorganisation.

Ein aktuelles Beispiel für die massive Bedrohung ist das Barrier Riff in Belize, das durch Küstenbebauungen, Abholzung der Mangrovenwälder, Ölbohrungen und Einträge aus der Landwirtschaft gefährdet ist. Dadurch sind die Lebensgrundlagen von 190.000 Menschen - das ist die Hälfte der Landesbevölkerung - bedroht. Weitere Beispiele für Welterbe-Stätten in Gefahr liegen in Spanien (Donana) und in Tansania.

Der WWF startete eine weltweite Kampagne zum Schutz des Weltnaturerbes. Dabei werden die Unternehmen aufgefordert, alles zu unterlassen, was die Naturschutzgebiete gefährden könnte. Auch die Regierungen der Länder werden kontaktiert, um industrielle Aktivitäten, die negative Auswirkungen auf die Stätten haben könnten, zu verhindern.