Die Zahl der Toten beim Einsturz einer halb fertigen Brücke in der indischen Metropole Kolkata (Kalkutta) ist nach offiziellen Angaben auf 25 gestiegen. Mindestens 70 Menschen wurden laut Mitteilung vom Freitag verletzt. Viele parkende Autos und Rikschas sowie ein Bus wurden verschüttet, als ein Teil der unfertigen Autobahn-Verbindungsrampe am Donnerstag zusammenbrach.

Baufirma weist Schuld von sich

Die Polizei hat eine Untersuchung der zuständigen Baufirma eingeleitet, erklärte die Regionalregierung. Bisher wurden fünf Mitarbeiter festgenommen. Nach Angaben der Polizei wurden gegen das Unternehmen IVRCL Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet und dessen Büros in Kolkata versiegelt. Die Firma wies jede Verantwortung für das Unglück von sich. 

Einsturzursache noch unklar

Was genau den Einsturz verursachte, blieb zunächst unklar. Ein Bauarbeiter berichtete am Donnerstag, dass sich beim Betonieren von zwei Stützpfeilern  Bolzen gelöst hätten. Dabei seien die Träger unter der Last des Zements zusammengebrochen.

Die rund zwei Kilometer lange Hochstraße sollte die notorisch verstopften Straßen von Kolkata entlasten. Ihr Bau wurde 2009 begonnen, verzögerte sich aber immer wieder. Offensichtlich hatte die Baufirma mit Geldproblemen zu kämpen. Der kommunale Abgeordnete Derek O'Brien berichtete, IVRCL habe einen "schlechten Ruf", in anderen Bundesstaaten stehe das Unternehmen bereits auf der schwarzen Liste. 

Suche nach Verschütteten hält an

Rettungskräfte vor Ort suchen unterdessen weiter nach Verschütteten. Die Wahrscheinlichkeit, einen Tag nach dem Unglück noch Überlebende zu finden, sei jedoch gering.

Das blieb von einer Rikscha
Das blieb von einer Rikscha © AP

Brücke auf einer Länge 80 Metern eingestürzt

Die Brücke fiel den Angaben zufolge am Donnerstag auf einer Strecke von rund 80 Metern zusammen. Das Bauwerk führt über eine Straße und durch eine Reihe mehrstöckiger Häuser. Die Baufirma soll finanzielle Probleme haben, die Arbeiten sollen wiederholt ins Stocken geraten sein, berichtete der Nachrichtensender India Today.

Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei waren vor Ort. Kräne und schweres Gerät wurden eingesetzt, um unter Schutt begrabene Fahrzeuge freizuschaufeln. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Autowracks aus den Trümmern gehoben wurden. Die rund 300 Helfer konnten am Donnerstag knapp hundert Verschüttete lebend retten.

In Indien ist es nicht selten, dass Bauwerke aufgrund von Konstruktionsfehlern einstürzen. Laut einer offiziellen landesweiten Statistik kamen 2014 insgesamt 1821 Menschen bei solchen Unfällen ums Leben, im Vorjahr waren es 2832. Betroffen sind Bauwerke jeder Art: Einfamilienhäuser, Wohnblöcke, Brücken und Dämme. Viele sind schon älteren Datums und schlecht gewartet. Beim Bau wurden oft minderwertige Materialien verwendet oder die Bauvorschriften missachtet.